Text:   Zeichner: Lucas Harari

Der Magnet

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André C. Schmechta
10101

Comic-Couch Rezension vonSep 2018

Story

Der Krimi mit Mystery-Elementen wird spannend erzählt. Lucas Harari entfaltet seine Geschichte auf den über 140 Seiten sowohl mit dialogreichen Phasen, als auch mit reinen Bildersequenzen.

Zeichnung

Die Farben blau, rot, schwarz und weiß genügen Lucas Harari, um seine Graphic Novel auf ein beeindruckendes visuelles Fundament zu bauen. Mit kräftigen Konturen und betontem Spiel mit Licht und Schatten, entstehen kontrastreiche und überaus kraftvolle Bilder.

Anziehungskraft eines besonderen Bauwerkes

Pierre hat sein Architektur-Studium in Paris abgebrochen. Dabei hatte er seine Abschlussarbeit bereits fertig gestellt. Das Objekt seiner Studien: die Therme in Vals, im schweizerischen Kanton Graubünden. Und genau dieser plant Pierre erneut einen Besuch abzustatten. Es gibt noch einige Dinge, denen er auf den Grund gehen möchte...

Mysteriöse Vorkommnisse

In Vals angekommen zieht es den ehemaligen Studenten auch gleich in die Therme. Doch er muss sich aber noch ein wenig gedulden. Erst am folgenden Tag kann er diese endlich aufsuchen. Es dauert nicht lange, bis ihm klar wird, dass er nicht der Einzige vor Ort ist, der sich für das Bauwerk und offenbar auch für seine persönlichen Aufzeichnungen und Skizzen interessiert. Als eine Tür innerhalb der Therme vor seinen Augen spurlos verschwindet, scheint sich Pierres Theorie zu bestätigen, dass die außergewöhnliche Badeanlage möglicherweise nicht nur dem Zwecke der Entspannung diente. Doch seine Nachforschungen gestalten sich nicht ganz so einfach. Und es wird auch nicht bei diesem einzigen mysteriösen Ereignis bleiben.

Eindrucksvolles visuelles Fundament

Die Farben blau, rot, schwarz und weiß genügen Lucas Harari, um seine Graphic Novel auf ein beeindruckendes visuelles Fundament zu bauen. Mit kräftigen Konturen und betontem Spiel mit Licht und Schatten, entstehen kontrastreiche und überaus kraftvolle Bilder. Mit nur wenigen Strichen verleiht Harari seinen Figuren enorm viel Ausdruck und Charakter.

Der teils expressiven Dynamik der Bilder, die mit abwechslungsreichen Perspektiven und variantenreicher Aufteilung der Panels verstärkt wird, stellt Harari mit den Szenen in der Therme das genaue Gegenteil entgegen. Die klaren Linien und Strukturen inszenieren die Architektur der Anlage mit ihren großzügigen Räumen, hohen Decken und gewaltigen Wänden imposant und eindrucksvoll. Harari haucht diesem kühl und steril anmutenden Schauplatz aber auch ein gewisse unwirkliche und leicht bedrohlich wirkende Atmosphäre ein, welche den mystischen Aspekt der Geschichte verstärkt.

Die Graphic Novel präsentiert sich hochwertig im übergroßen Format. Die matten kräftigen Seiten verleihen den Farben zusätzlich Ausdruck. Da Harari an der Fachhochschule Paris Kunstdruck studiert hat und sich dort vor allem den alten Drucktechniken gewidmet hat, verwundert diese kunstvollere Umsetzung nicht.

Spannend erzählt

Harari entfaltet seine Geschichte auf den über 140 Seiten sowohl mit dialogreichen Phasen, als auch mit reinen Bildersequenzen. Er hält sich dabei auch mal über mehrere Panels an kurzen Augenblicken fest, ohne sich in überflüssigen Details zu verlieren, um anschließend der Geschichte wieder mehr Tempo zu verleihen.

Das kommt auch seinen Figuren zugute. Diese bleiben in der Zahl insgesamt überschaubar, bilden aber einen Mix aus abwechslungsreichen und markanten Typen.

Die Hauptfigur Pierre ist ein etwas unscheinbarer, zurückhaltender und nachdenklich wirkender Charakter. Beinahe die ganze Zeit scheint er nach einer Verankerung im Leben zu suchen. Lediglich seine Faszination für die Therme ist ungebrochen.

Testis ist der sehr skurrile - auch etwas überzeichnete - Sonderling, der Pierres Theorie neue Nahrung verleiht. Philippe Valeret ist ein von Beginn an unsympathischer Gegenspieler. Und dann ist da die attraktive und selbstbewusste Ondine - Angestellte der Therme. Aus ihrem Aufeinandertreffen mit Pierre entwickelt sich schnell eine Romanze. Doch auch Ondine wird in den Strudel der Ereignisse hineingezogen.

Die Therme in Vals...

... ist übrigens keine Erfindung Hararis - das Bauwerk existiert tatsächlich. Es wurde von Peter Zumthor entworfen und 1996 in Vals eröffnet. Der Schweizer Architekt ist in Deutschland zum Beispiel bekannt für seinen Entwurf zur „Topographie des Terrors“ - einem Projekt in Berlin zur Dokumentation und Aufarbeitung des Terrors in der Zeit des Nationalsozialismus. Zumthor gewann die Ausschreibung für diesen Museumskomplex im Jahr 1993. Aus Kostengründen wurde dieser aber am Ende nicht realisiert, was auch zu rechtlichen Auseinandersetzungen führte.

Fazit:

„Der Magnet“ braucht nicht lange, um seine besondere Anziehungskraft zu entfalten. Die spannende Erzählung fesselt durch eine dichte Atmosphäre und die einzigartige Umsetzung. Lucas Harari hat sein Architekturstudium abgebrochen - eine Ähnlichkeit zu seiner Hauptfigur Pierre - um Kunst zu studieren. In seiner ersten Graphic Novel vereint er diese beiden Welten. Dass er seinen Krimi mit Mystery-Elementen in ein authentisches Umfeld einbettet, verleiht ihr zusätzlich Reiz.

Der Magnet

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