Der freie Vogel fliegt - Mittelschuljahre in China: Band 3
- Chinabooks
- Erschienen: April 2018
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Wenn alles andere plötzlich nichtig wird…
Was bisher geschah III…
Tatsächlich ist es der schüchternen Schülerin Lin Xiaolu gelungen, Freundschaften zu schließen. Obwohl sie sich auch in ihrer neuen Heimat, Chengdu, ausschweifenden Tagträumen mit ihren Anime- und Manga-Helden hingibt, lernte sie den Ladenbesitzer Hu Xu und seine Freundin Zhang Xiaoman besser kennen. Sie half sogar dort aus und durfte in seiner ihm heiligen Privat-Bibliothek stöbern. Natürlich immer in der Hoffnung, dass ihr heimlicher Schwarm Han Che einmal durch die Tür spaziert. Zwangsläufig musste dies irgendwann geschehen, schließlich war der nette Junge Stammkunde in Hu Xus Laden für ausgefallene Kuriositäten und Sammlerstücke.
Auch in der Schule fand Lin Xiaolu endlich Anschluss. Sie freundete sich mit den beliebten Mitschülerinnen Xie Siyao und Su Yan an, die recht schnell erkannten, dass das vermeintliche Mauerblümchen eigentlich ziemlich cool und einfallsreich ist, wenn es ums Blaumachen ging. So wuchsen die drei selbst bei außerschulischen Aktivitäten schnell zusammen.
Teenager-Liebe
Xie Siyao und Su Yan schweben beide im siebten Himmel… mal wieder. Während Lin Xiaolu sich nur in ihren Träumen ausmalt, wie eine Beziehung mit Han Che sein könnte, haben ihre Freundinnen real existierende Partner. Su Yan schwänzt schon seit mehreren Tagen die Schule, um Zeit mit ihrem Lover Wang Cheng zu verbringen. Xie Siyao geht nicht so diskret vor und turtelt mit ihrem Angebeteten Lu Wenzhuo ganz offensichtlich und unverblümt im Klassenraum herum. Ganz zum Missfallen der unauffälligen und ruhigen Mitschülerin Gu Xuerui. Die war nämlich vorher mit Lu Wenzhuo liiert, lässt sich vor den anderen allerdings nichts anmerken. Erst auf dem Heimweg von der Abendschule bricht es unangekündigt aus ihr heraus. Ein Glück, dass Lin Xiaolu in der Nähe ist, um ihr Trost zu spenden. Ja, wo die Liebe hinfällt, hinterlässt sie oft Scherben…
Ladenbesitzer Hu Xu kann davon ein Liedchen singen, denn als Lin Xiaolu mal wieder an dessen Geschäft „Beim Park“ vorbeischaut, sieht sie ihn mit seiner Freundin. Zu ihrem Entsetzen ist es aber nicht die charmante und hübsche Zhang Xiaoman, die die Schülerin sofort ins Herz geschlossen hatte, sondern eine neue Verehrerin. Lin Xiaolus Glaube an die wahre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, sah sie in Hu Xu und Zhang Xiaoman doch das perfekte Paar und war von ihrer ausführlichen und romantischen Kennenlern-Geschichte zutiefst bewegt. Wieder auf dem Boden der Realität angekommen, ist es aber an der Zeit, sich auf die Schule zu konzentrieren… schließlich steht das neue Schuljahr an und Lin Xiaolu ist nun in der Oberstufe. Mit ihrer Klasse bezieht sie das gleiche Zimmer, in dem auch Han Che die Schulbank drückte. Und schon geht die Träumerei wieder los...
Unter Druck
Zeitgleich stehen in Chengdu die Universitätseintrittsprüfungen an. Die Uni-Tests, „Gaokao“ genannt, sind in China extrem bedeutend, denn hier entscheidet sich, wer das Zeug für die angesehenen Elite-Universitäten des Landes hat. Von der schulischen Seite schon unter Druck, gehen die Schülerinnen und Schüler bis an ihre Belastungsgrenzen, um den Stoff zu pauken, der über ihre Zukunft entscheiden kann. Vor den Schulen herrscht Hup-Verbot für Kraftfahrzeuge und Notfall-Seelsorger stehen bereit, um Schüler, die den nervlichen Druck nicht aushalten, aufzufangen. Sogar das Fernsehen berichtet über die Prüfungen und interviewt Schülerinnen und Schüler. So erblicken Lin Xiaolu und ihre Mutter sogar ihre Cousine Ruirui in den Nachrichten, die den Reportern selbstbewusst Rede und Antwort steht. Schon früher bewunderte Lin Xiaolu ihre Cousine. Wenn sie gemeinsam lernten, war Ruirui immer hochkonzentriert, während sie selbst sich immer von Kleinigkeiten ablenken ließ. Meist von ihrer eigenen Fantasie, die sie auch heute noch gern vom Lernen abhält…
Wie gesagt, der Tag der Universitätseintrittsprüfungen ist enorm wichtig… doch als Lin Xiaolu eines Abends nach Hause kommt, sieht sie in die Augen ihrer Mutter, und merkt schnell, dass es momentan nichts Unwichtigeres geben könnte, als irgendeinen Test. Zukunft hin oder her, für manche endet diese bereits in der Gegenwart…
Tiefer, intensiver, besser
Das sind die drei Worte, die mir einfallen, wenn ich den dritten Band von „Der freie Vogel fliegt“ mit seinen auch schon starken und wunderschönen Vorgängern vergleiche. Die Künstlerinnen Jidi und Ageng haben hier wirklich ein bodenständiges und ehrliches Werk geschaffen, das unter dem zarten Aquarell-Schleier und den locker-leichten Ausflügen in die Fantasie nicht den Blick auf die Wirklichkeit verliert. Auf existentielle Themen. Liebe. Freundschaft. Eifersucht. Einsamkeit… und Tod. Trotz farbenprächtiger Bilder, die schöner und sanfter nicht sein könnten, scheuen die Künstlerinnen nicht, die Schattenseiten des Lebens auszufalten. Ehrlich, mutig und großartig erzählt… in Wort und Bild.
Fazit:
Band 3 legt die Messlatte für die kommenden drei Bücher noch einmal höher und ich könnte wetten, dass die glatte 10 in der Punktvergabe nur eine Frage der Zeit ist. Ein wenig Spielraum lasse ich noch, aber „Der freie Vogel fliegt“ sollte beim nächsten Comic-Einkauf zumindest mal in die Hand genommen werden. Ich bin mir sicher, dass es schwerfallen wird, dieses chinesische Manhua-Kunstwerk wieder aus den Fingern zu geben.
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