Ein Eisklotz taut auf
Willkommen in der Nachbarschaft!
Wer kennt es nicht? Die nervigen Nachbarn klingeln sturm, wollen dies, wollen das. Hach, immer dasselbe! Nie hat man mal seine Ruhe, um… um… ja, um WAS eigentlich zu tun?
Im alten Waschbärhaus rumpelt es gewaltig. Eigentlich stand es leer, doch momentan scheint dort schwer gearbeitet zu werden. Zumindest lässt der Lärm es vermuten. Grund genug für die tierische Dorfgemeinschaft, einmal nach dem Rechten zu sehen. Angeführt vom neugierigen Tingeli, laufen die Hasen, der Königspinguin und die Graureiherchen vor der vermeintlichen Baustelle auf. Klingeln kann ja nicht schaden, denn sollte man tatsächlich einen neuen Nachbarn im ländlichen Idyll bekommen haben, will man sich ja höflich vorstellen. Gesagt, getan… doch mit seiner offenherzigen Art beißt der illustre Trupp auf Granit. Es öffnet nämlich der grummelige Bärbeiß, der offensichtlich mit vollem Körpereinsatz in Malerarbeiten steckt. Auf nette Plaudereien hat er aber überhaupt keine Lust, was der Bärbeiß seinen ungewollten Besuch unmissverständlich spüren lässt. >RUMMS!<… und schon ist die Tür wieder zu. Laut eigener Aussage will der haarige Grummel-Nachbar keine neuen Freunde. Mit alten Freunden kann der Eigenbrötler aber auch nicht dienen, und so schreibt Tingeli es sich auf die Fahne, den Bärbeiß davon zu überzeugen, wie toll Freundschaften sein können.
Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, denn der Bärbeiß reagiert auf das hartnäckige Tingeli zusehends genervter. Ganz davon abgesehen, dass seine Benimmregeln quasi nicht existent sind, lässt Tingeli sich trotz regelmäßiger Abweisungen nicht entmutigen. Wo die anderen Dorfbewohner schon aufgegeben haben, will die geborene Frohnatur den Kopf nicht in den Sand stecken. Ein schweres Unterfangen. Kommt das Tingeli irgendwann an seine Grenzen, oder lässt sich der knorrige Bärbeiß doch noch erweichen?
Tierisch was los!
Geschaffen von der Kölner Autorin Annette Pehnt und der Illustratorin Jutta Bauer aus Hamburg, erschien das Kinderbuch „Der Bärbeiß“ (HANSER) bereits im Jahr 2013. Preisgekrönt und vom jungen Publikum so gut aufgenommen, dass 2015 und 2017 noch weitere Bücher um die Freundschaft der unkonventionellen Charaktere erschienen. Damit nehme ich nichts vorweg, denn Freundschaft ist das zentrale Thema der Geschichten. Herzallerliebst erzählt und mit gutem Gespür für die angepeilte Zielgruppe.
Für die Comic-Umsetzung der „Bärbeiß“-Geschichten hat man mit Josephine Mark den Jackpot geknackt. Die in ihrer Wahlheimat Leipzig lebende Illustratorin und Grafikdesignerin konnte mich bereits mit ihrem ausgezeichneten Kinder-Comic „Trip mit Tropf“ (KIBITZ) vollauf begeistern. Dass sie sich nun in „Der Bärbeiß“ mit ihren unglaublich niedlichen und farbenfrohen Bildern den Geschichten annimmt, hebt den Inhalt noch mal auf ein höheres Level. Das Auge isst hier selbstverständlich mit, denn dank der heimeligen Atmosphäre, den putzigen Charakteren (ja, auch Herr Bärbeiß sieht trotz grummeliger Mimik echt drollig aus!) und der spielerisch vermittelten Botschaft, werden kleine Leserinnen und Leser nur schwer von den vier enthaltenen Geschichten zu trennen sein.
Fazit:
Ein wunderschöner Kinder-Comic für die Jüngsten (vom Verlag ab 5 Jahren empfohlen), zu dem man allen Beteiligten nur gratulieren kann. Toll erzählt, liebevoll umgesetzt und ein echtes Schmuckstück im Regal. Da lünkern auch Eltern gerne mal rein… und sei es nur, um sich an den unbeschwerten Illustrationen zu erfreuen. Vom Tingeli und seinen Freunden können wir jedenfalls alle noch etwas lernen.
Annette Pehnt, Josephine Mark, Jutta Bauer, Josephine Mark, Kibitz
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