Walter und seine Auserwählten
Zehn Freunde aus alten Schultagen erhalten eine geheimnisvolle Einladung in ein traumhaftes Haus am See. Während vor Ort noch alle darüber rätseln, warum genau sie hier sein sollen, zugleich vom überschwänglichen Luxus und der exponierten Lage beinahe überfordert sind, bricht offenbar das Chaos über die Welt herein.
Wer oder was ist Walter?
„DC Schocker“ ist eine neue Reihe von Panini mit Genre-Schwerpunkt Horror. Mit James Tynion IV haben sie einen überaus bekannten und erfolgreichen Autor für den Auftakt-Titel im Programm. Aus dessen Feder stammt z.B.„Something is Killing the Children“ oder „Departement of Truth“ (beide erschienen bei Splitter). Und natürlich ist er bekannt für seine Arbeiten an Batman.
Wer sich nun beim Anblick des düsteren Titelbildes und des kurzen Umschlagtextes auf ein waschechtes Slasher-Horror-Szenario freut, der wird in jedem Fall enttäuscht. Nein, hier werden auf knapp 200 Seiten nicht nacheinander alle Anwesenden einen furiosen oder grausamen Tod sterben. „Das Haus am See“ geht andere Wege.
Der Mann mit den zwei Gesichtern
Auffällig ist schon die mysteriöse Einladung, in der allen ein besonderes Symbol und eine neue Bezeichnung zugewiesen wurde: Autor, Künstler, Buchhalter, usw. Anfangs steht dann neben dem Rätselraten der Gäste und dem Erkunden von Haus und Umgebung natürlich das Überwinden des ersten Schocks im Vordergrund. Nur über Social-Media und Online-Nachrichten haben die Freunde erfahren, dass auf der ganzen Welt die Menschen in einem grausamen Inferno sterben. Sorge, Angst und Panik machen sich breit - wenngleich sich andere glücklich schätzen in dem Haus offenbar in Sicherheit zu sein. Sind sie das wirklich? Wie lange noch? Und auch Walter erscheint nun auf der Bildfläche, zeigt - sprichwörtlich - sein wahres Gesicht. Nach und nach wird klar, dass Walter nicht der normale Bekannte oder Freund ist, für den sie ihn alle gehalten haben. Wer, oder doch besser was ist er? Und was hat er mit ihnen vor?
Anfangs muss man ein wenig den Überblick behalten, damit man alle zehn Gäste auch immer zuordnen kann. Gelegentlich handeln mir dabei manche der Figuren etwas unrealistisch oder zu aktionistisch. Aber bei derart vielen Figuren und dem Umfang ist auch verständlich, dass nicht jede davon allzu detailliert ausgearbeitet sein kann. Aber mir gefällt die sich langsam aufbauende Spannung und die Dynamik in der Gruppe, in der sich hoffentlich noch einige dramatische Entwicklungen ergeben werden. In Rückblenden erfahren wir mehr über die jeweiligen Beziehungen zu Walter. Der wiederum überwacht offenbar seine Gäste.
Um es nochmal zu betonen. Für einen „Schocker“ bleibt es - noch - erstaunlich ruhig. Aber es gibt einige gut gemachte Szenen, die aufzeigen, was möglicherweise in Band 2 noch auf uns zukommen könnte, wenn sich das Beziehungsgeflecht im Haus am See verändert und sich das Geheimnis um Walter weiter lüftet.
Die Bilder von Alvaro Martinez Bueno gefallen mir mit ihren unterschiedlichen Stilelementen sehr gut. Mal detaillierter und etwas filigraner ausgearbeitet, mal mit eher grobem Strich und flüchtiger Schraffur entsteht auch Dank des gut abgestimmten Farbspiels die passende intensive Atmosphäre. Immer wieder abwechslungsreich ausgestaltete Panels mit gelungenen Perspektiven lassen keine Langeweile aufkommen. Walter mit seiner auffälligen Sonnenbrille lehrt dann den Anwesenden nicht nur durch sein Äußeres das Fürchten und dann geht es auch mal kurzzeitig etwas blutiger zu.
Fazit:
„Das Haus am See“ präsentiert sich in Band 1 doch eher als stimmungsvoller und wendungsreicher Sci-Fi-Mystery-Thriller und nicht als vermuteter Kurzweil-Horror-Schocker. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, immerhin sind wir erst bei der Hälfte der Geschichte angelangt und Walter ist - ebenso wie seinen Gästen - noch einiges zuzutrauen. Ich empfehle also, sich nicht zu sehr von der ersten Aufmachung fehlleiten zu lassen. Denn spannend und gut gemacht ist das alles trotzdem.
James Tynion IV, Alvaro Martinez Bueno, Panini
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