Ein packender Pageturner
Nach einem Flugzeugabsturz im Dezember 1980 gibt es nur eine Überlebende. Einen kleinen Säugling. Gleich von zwei Familien erheben die Großeltern Anspruch und streiten um das Sorgerecht. Die bescheiden lebenden Vitrals und die reichen De Carvilles. Ersteren wir das Sorgerecht zugesprochen, letztere beauftragen Privatdetektiv Crédule Grand-Duc, um die wahre Identität des Mädchens zu klären. Und der macht sich auf die Suche - 18 Jahre lang. Nun steht er möglicherweise vor dem Abschluss seiner Ermittlungen. Doch der Fall soll noch viele weitere dramatische Wendungen nehmen…
Der Wahrheit auf der Spur
Mir ist die Romanvorlage von Michel Bussi nicht bekannt. So kann ich keinen Vergleich zum Ursprungswerk herstellen und gehe entsprechend unvoreingenommen an die Geschichte. Ich werde auch keine weiteren Details zum Inhalt ausführen, denn das würde nur die Spannung nehmen. Denn jede Begebenheit ist Teil eines Mosaiks, das sich hier Stück für Stück zusammensetzt.
Fred Duval schafft ein überaus dichtes Szenario. Schon die ersten Sequenzen sind toll inszeniert und ziehen uns in die Geschichte hinein. Über die gesamten 170 Seiten fesselt die mühsame Recherche von Crédule Grand-Duc nach Informationen und möglichen Zeugen. Immer wieder gibt es geschickte und überraschende Wendungen. Raffiniert werden die unterschiedlichen Zeitebenen und Perspektiven verwoben. Immer mehr Details kommen ans Licht, dennoch bleibt es unmöglich die Geschichte vorherzusagen.
Alle Figuren sind gut charakterisiert, nehmen ihren besonderen Platz in der Geschichte ein. Und sie entwickeln sich natürlich im gesamten Verlauf und damit über die gesamten 18 Jahre, welche die Erzählung immerhin umfassen. Die Motivation der beiden Familien, ihre spezifischen Konstellationen und Lebensumstände, ihre Verbindungen untereinander, Schicksalsschläge und dramatische Ereignisse verdichten sich immer weiter bis zum temporeichen Finale.
Aber „Das Mädchen mit den blauen Augen“ wird ebenso durch die einzigartigen Bilder von Nicolaï Pinheiro getragen. Klare, nuancierte Konturen schaffen markante Gesichtszüge und schön ausgearbeitete Details. Pinheiro wählt ein interessantes Farbspektrum aus warmen, leicht entsättigten Farben, häufig mit betontem Gelbstich, was den Bildern eine faszinierende Lichtstimmung verleiht. Zudem gibt es viele Schauplatzwechsel und gut aufgeteilte Panels. Da die Geschichte so überaus spannend ist, fällt es jedoch schwer, jedem Panel sofort die angemessene Aufmerksamkeit zu schenken. Ich habe am Ende dann nochmal in aller Ruhe über die atmosphärischen Bilder geschaut.
Fazit:
Was ein wunderbarer Pageturner! Man kann sich von der packenden Mischung aus Krimi und Familiendrama nicht losreißen, bis auf den letzten Seiten endlich die Wahrheit ans Licht kommt. Bitte Fred Duval und Nicolaï Pinheiro, nehmt euch weitere Romane vor und überführt sie in derart spannend und großartig inszenierte Comic-Unterhaltung.
Fred Duval, Michel Bussi, Nicolaï Pinheiro, Splitter
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