Der Hunger treibt’s rein
Es ist angerichtet
Mitten in der Wüste liegt die imposante Stadt Zamboula. Heimat und Durchgangsort unzähliger Kulturen. Dorthin hat es auch Conan verschlagen. Auf dem Marktplatz von Zamboula, auf dem sich alles kaufen und verkaufen lässt, führt der Barbar aus dem Westen eine interessante Konversation. Von einem alten Händler erfährt er, dass aus dem Gasthaus von Aram Baksh immer wieder Menschen verschwinden. Reisende, die dort nächtigen. Lediglich ihre Wertsachen tauchten vereinzelt wieder auf dem städtischen Basar auf. Angeblich seien in einer Grube in der unmittelbaren Nähe der Herberge verkohlte Knochen gefunden worden. Menschliche Überreste. Notdürftig entsorgt. Wer da 1 und 1 zusammenzählt, dürfte schnell zu einem Ergebnis kommen. Mit seinem geschliffenen Stahl an der Seite, fürchtet ein Cimmerier sich jedoch nicht vor der Nacht. Egal, welche Dämonen die Dunkelheit ausspuckt. Außerdem ist die Bleibe günstig, weshalb Conan schon vor der Warnung des Alten ein Zimmer bei Aram Baksh gemietet hatte.
Recht spartanisch eingerichtet und überschaubar in der Größe, hatte Conan eigentlich keinen nächtlichen Besuch eingeplant. Doch der vermeintlich nette Herbergsvater scheint da andere Pläne zu haben. Mit leichtem Schlaf gesegnet und die Vorwarnung des Alten noch im Ohr nachhallend, überrascht Conan einen Eindringling und streckt ihn kurzerhand nieder. Ein Blick auf dessen Zähne verrät ihm, mit wem er es zu tun hat: Menschenfressern.
Da Aram Baksh vorsichtshalber mal die Tür von außen zugesperrt hat, entkommt Conan der tödlichen Falle übers Dach auf die Straße. Eigentlich stets leergefegt, wird eine panische Frau durch die Gassen gejagt. Gänzlich unbekleidet. Und im Schlepptau hat sie die blutrünstigen Kollegen von Conans Mitternachtsbesuch. Fresst Stahl, Kannibalen-Gesindel!!!
Conan nimmt sich der Hilfe suchenden Frau an. Doch von Entwarnung kann noch keine Rede sein. Die Nächte in Zamboula sind lang… und die Straßen nicht so ausgestorben, wie sie kurz zuvor noch erschienen.
Halbgar
Was uns Stéphane Girard, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Gess, hier auftischt, eignet sich höchstens als kleiner Snack für zwischendurch. Satt machen weder die Zeichnungen noch die magere Story, die mit Sicherheit nicht zu den Sternstunden von Conan-Schöpfer Robert E. Howard zählt. Für den platten Plot kann Gess zwar nichts, schafft es aber auch nicht, diesen wenigstens süffig in Szene zu setzen.
Howard hatte zuvor deutlich komplexere Storys verfasst. Auch experimentelle Geschichten legte er in den 1930er-Jahren den Redakteuren der Pulp-Magazine vor. Zu seiner großen Überraschung wurden gerade Texte, auf die Howard stolz war, abgelehnt. Schnell wurde klar, woran dies gelegen haben muss. Die Magazin-Cover zierten stets leicht- bis gar nicht bekleidete Damen in aufreizenden Posen. Diese waren auch häufig an der Seite Conans zu finden. Mal als starke Kriegerinnen auf Augenhöhe, dann wieder als schutzbedürftige Schönheiten in Nöten. Nun hatten Howards tiefgründigere Erzählungen diese eben nicht zu bieten. Womit dann auf der Titelseite werben? Da sieht man, wo schon damals die Prioritäten lagen: Sex sells… nothing else.
Mit „Die Menschenfresser von Zamboula“ (OT: „The Man-Eaters of Zamboula“) erfüllte Robert E. Howard 1935 bewusst alle gewünschten Klischees. Denn dass die weibliche Hauptfigur in der Geschichte gänzlich nackt durch die Straßen der Wüstenstadt sprintet, wird im Comic innerhalb eines Panels geklärt, und bringt die Story per se schon mal keinen einzigen Meter weiter. Gess hielt aber streng an der Vorlage fest. Der obligatorische Bonusteil geht darauf noch genauer ein.
Hungerstreik
Wer sich in Comics gerne an einladenden Zeichnungen und leuchtenden Farben labt, wird in „Die Menschenfresser von Zamboula“ auf Diät gesetzt. Die Gebäude sind mit gelungenen Schattierungen gar nicht unschön. Sogar sehr gelungen, was für die gesamte Architektur der Stadt gilt. Die hölzernen Charaktere jedoch… die sind mit ihren entarteten Gesichtszügen erschreckender als die Kannibalen-Horden, die den plumpen und völlig unproportional zusammengebauten Conan durch Zamboulas Straßen jagen.
Farblich hat sich Gess dann mal so gar kein Bein ausgerissen und arg auf Sparflamme gekocht. Ganze Seiten ersaufen regelrecht in Lila, während andere komplett in Variationen aus Gelb-, Grün- und Braun-Tönen verharren. Dazwischen gibt es nicht viel. Sehr eintönig und langweilig.
Fazit / Ein letzter Grüß aus der Küche:
Ein potthässlicher Conan stolpert sich wie steifgeschlagen durch eine vegane Handlung, der es an vielen Ecken und Enden an barbarischen Nährstoffen fehlt. Die monotone Kolorierung, bei der „bunt“ wohl gerade aus war, erledigt den Rest und lässt einen freiwillig auf Nachschlag verzichten. Die Rechnung bitte!!!
Gess, Robert E. Howard, Gess, Splitter
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