Conan der Cimmerier - Bd.12: Die Stunde des Drachen

Conan der Cimmerier - Bd.12: Die Stunde des Drachen
Conan der Cimmerier - Bd.12: Die Stunde des Drachen
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Marcel Scharrenbroich
9101

Comic-Couch Rezension vonJan 2023

Story

Bei Fans hat der Roman einen hohen Stellenwert. Den sollte die Comic-Adaption ebenfalls für sich beanspruchen.

Zeichnung

Bombast pur, Conan pur. Sowohl Character-Design als auch das Setting sind voll auf den Punkt. Selbst hohe künstlerische Ansprüche werden hier bestens bedient.

Conan: Der Roman

Jagd auf den Tausendsassa

Der cimmerische Mann fürs Grobe war im Laufe seiner Karriere so ziemlich alles: Ritter, Söldner, Freibeuter, Seefahrer und Eroberer. Doch im Herzen blieb er immer ein waschechter Barbar, der als Sohn eines Schmiedes geboren wurde. Nun ist er König. Ein Amt, welches er eigentlich nie bekleiden wollte. Umjubelt und verehrt von seinen Untertanen, sieht er sich nur schwer in der Rolle des Herrschers. Sein Platz ist auf dem Schlachtfeld, wo er ungezügelt seine Feinde mit Wut und Stahl in ihre Schranken weisen kann. Nicht nur seine Taten, sondern auch sein Ruf eilt Conan voraus. So ist es nicht verwunderlich, dass er sich mehr Feinde macht, als auf all seinen bisherigen Reisen durch die hyborische Welt. Um den Hauch einer Chance gegen Conan und seine Armee zu haben, gehen die Gegner sogar ungewöhnliche Allianzen ein und schrecken auch vor dunkler Magie nicht zurück.

Der abtrünnige Priester Orastes, Thron-Erbe Valerius, Lord Amalric und Tarascus, der Bruder des Königs von Nemedien, haben sich verbündet. Sie haben keine Mühen gescheut, um das Herz von Ahriman aus den Tiefen von Mitras Tempel zu bergen. Mit seiner Hilfe erwecken sie den vor Jahrtausenden gestorbenen Xaltotun von Phyton, Kaiser von Acheron. Von ihm erhofft sich die Zweckgemeinschaft Beistand. Eine große Schlacht steht bevor, doch sie fürchten keine Armee…, sondern nur einen Mann. Ihren Anführer. Conan. Dessen cimmerische Vorfahren wurden einst von Xaltotun besiegt, während er Frauen und Kinder versklavte und das Land unter seiner Schreckensherrschaft erzitterte. Allerdings plant der mächtige Wiedererweckte nicht Conan zu töten, nein, er hat andere Pläne. Damit setzt er sich gegen die Allianz der Widersacher durch, denn die möchte nichts anderes, als den Tod des Königs. Xaltotun möchte Conan zu seinem Verbündeten machen. Sein teuflischer Hinterhalt trägt erste Früchte, als er den Cimmerier tatsächlich gefangen nehmen kann, doch noch gibt es kein Gefängnis, das einen Conan halten könnte. Er macht sich, totgeglaubt von seinen Untertanen, auf einen gefährlichen Weg, auf dem er neue und alte Verbündete trifft. Stets angetrieben von Rache, um Xaltotun von Phyton wieder in die ewigen Jagdgründe zu schicken.

Vom Magazin zum Buch, zum Film, zum Comic

Der wie gewohnt aufschlussreiche Bonusteil liefert wieder einiges an Hintergrundwissen, was die Veröffentlichung der ursprünglichen Geschichte von Robert E. Howard angeht. Mit „Die Stunde des Drachen“ wollte der viel zu jung verstorbene Autor nämlich Fuß in Europa fassen. Seine in England eingereichten Kurzgeschichten wurden zwar abgelehnt, dafür war der Verlag aber an einem Roman interessiert. So stürzte sich Howard 1934 in die Arbeit und schrieb in Rekordzeit seinen ersten und einzogen „Conan“-Roman. Zur großen Enttäuschung Howards, wurde seine Geschichte aber wieder zurückgeschickt. Nicht, weil sie nicht gut war, keineswegs. Der Verlag ging schlicht und einfach pleite. Bis „Die Stunde des Drachen“ (Originaltitel: „The Hour of the Dragon“) in der gewollten Buchform erschien, sollte es noch bis 1950 dauern. Zuvor wurde die Geschichte zwischen 1935 und 1936 als Fortsetzungsroman im Pulp-Magazin Weird Tales publiziert. Für die Buch-Veröffentlichung beim 1948 gegründeten US-Verlag GNOME PRESS wurde die Story in „Conan the Conquerer“ umbenannt. Vermutlich um den bekannten Helden schon im Titel zu haben, hielt man bis 1977 an dieser Benennung fest.

Das führt uns zu einer weiteren Schöpfung aus der Feder von Robert E. Howard: „Kull“. Kull feierte sein Debüt bereits 1929 mit der Story „The Shadow Kingdom“, womit er dem berühmteren Cimmerier um drei Jahre voraus war. Conan hingegen debütierte in einer von Howard umgeschriebenen „Kull“-Kurzgeschichte, die zuvor vom Verlag abgelehnt wurde. 1997 trafen dann beide Welten in ungeahnter Form aufeinander. Der TV-Film- und Serien-Regisseur John Nicolella drehte für die Produktionsschmiede von Raffaella De Laurentiis (unter anderem „Conan der Barbar“ und „Conan der Zerstörer“ mit Arnold Schwarzenegger) den in Deutschland als Direct-to-Video veröffentlichten Film „Kull, der Eroberer“ (Originaltitel: „Kull the Conqueror“). Mit „Hercules“-Star Kevin Sorbo und „Relic Hunter“ Tia Carrere an seiner Seite, schrie die Produktion schon nach B-Movie, was sich auch in den spärlichen Effekten zeigte. Warum wir dann überhaupt über „Kull, der Eroberer“ reden? Weil Drehbuchautor Charles Edward Pogue sich schlicht und einfach bei Howards „Die Stunde des Drachen“ bediente und den „Conan“-Roman weitestgehend für Kulls Film-Debüt adaptierte. Eine Umsetzung, die der Geschichte in nicht einem einzigen Moment gerecht wird.

Anders sieht es da bei der Comic-Umsetzung aus, die der SPLITTER Verlag nun als zwölften Band seiner „Conan der Cimmerier“-Reihe herausgebracht hat. Autor Julien Blondel („Elric“) trifft den düsteren Ton so ziemlich perfekt und schafft es, den Roman auf 83 Story-Seiten - trotz gestraffter Handlung und einer Vielzahl von Charakteren (und noch mehr Name-Dropping) - packend umzusetzen. So packend, dass ich „Die Stunde des Drachen“ als bislang bestes Album der Maxi-Reihe einstufen würde. Das liegt nicht zuletzt an der künstlerischen Umsetzung. Die ist nämlich so…

überwältigend,

…dass ich nicht anders kann, als die Höchstwertung für die Zeichnungen zu vergeben. Was Valentin Sécher („Khaal“, „Meta-Baron“) hier aufs Papier zaubert, ist auf allerhöchstem Niveau. Bis ins kleinste Detail sieht man die gefurchten und im wahrsten Sinne des Wortes gezeichneten Gesichter der realistischen Figuren, in denen man problemlos jede Gefühlsregung ablesen kann. Vom bärtigen Conan, dem der wilde Zorn aus den Augen funkelt, bis hin zum diabolischen Xaltotun. Landschaften und Umgebungen wirken greifbar und strotzen nur so vor liebevollen Kleinigkeiten, die das Setting lebendig machen. Die Kolorierung ist derart aufwändig, dass man das Resultat nur als wunderschöne Meisterleistung bezeichnen kann. So hat der zwölfte Band auch optisch die Nase weit vorn.

Es sei noch mal darauf hingewiesen, dass jeder Band der „Conan der Cimmerier“-Reihe abgeschlossen ist und die Alben nicht aufeinander aufbauen. SPLITTER verzichtet deswegen auch auf eine fortlaufende Nummerierung auf den Hardcover-Alben. Gelegenheitsleser können also problemlos in einen Band ihrer Wahl abtauchen, ohne sich gleich die komplette Sammlung ins Regal stellen zu müssen. Komplettisten und Howard-/Conan-Fans sehen das freilich anders. Näher wird man adäquaten Umsetzungen der Originalgeschichten jedenfalls kaum kommen.

Fazit:

Umfangreicher und komplexer als alle bisherigen Abenteuer der Reihe, ist „Die Stunde des Drachen“ über jeden Zweifel erhaben. Das fantastische Artwork von Valentin Sécher veredelt die Geschichte, die von Julien Blondel adäquat adaptiert wurde.

Conan der Cimmerier - Bd.12: Die Stunde des Drachen

Julien Blondel, Robert E. Howard, Valentin Sécher, Splitter

Conan der Cimmerier - Bd.12: Die Stunde des Drachen

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