Politische Notlösung
Die Allzweckwaffe
In einer namenlosen Stadt hat der herumtreibende Conan sich wieder mal Ärger eingehandelt. Er und ein Komplize haben heilige Gegenstände für den Anu-Priester gestohlen. Dieser hielt sich aber nicht an die Vereinbarung und verriet das diebische Duo. So landete Conans Gefährte kurzerhand am Galgen, was der cimmerische Barbar wiederum mit einem sauber ausgeführten Schwerthieb konterte, welcher dem fetten Geistlichen mit zweifelhafter krimineller Energie rund einen Kopf kürzer machte. Nun steht Conan auf der königlichen Abschlussliste, lässt es sich aber dennoch nicht nehmen, in einer Taverne ordentlich die Puppen tanzen zu lassen. Selbst ordentlich angesoffen nimmt er noch einige auf ihn aufmerksam gewordene Soldaten nach allen Regeln der Kunst auseinander. Der vernebelte Geist stellt ihm allerdings ein Bein, und so findet sich der ausgenüchterte Conan verhältnismäßig schnell in einer Zelle wieder. Noch ahnt Conan nicht, dass er zur wichtigen Waffe um die Herrschaft der Stadt werden wird.
Der adlige Murilo führt nämlich einen Kleinkrieg mit den dort herrschenden Mächten. Besonders der „Rote Priester“ Nabonidus, heimlicher Strippenzieher im Dienste des Königs, ist dem reichen Bürschchen ein Dorn im Auge. Als Murilo von der Gefangennahme des Priester-Mörders erfährt, wittert er seine Chance. Dank seines Einflusses sollte es kein Problem darstellen, den Cimmerier unbemerkt aus dem Knast schleusen zu lassen. Gegen ein stattliches Blutgeld könnte Conan den verhassten Konkurrenten einfach aus dem Weg räumen, ohne dass der Verdacht auf Murilo fallen würde. Jemanden, der einmal einen Priester getötet hat, Farbe hin oder her, sollte ein zweiter geköpfter Geistlicher nicht um den Schlaf bringen. Wenig überraschend willigt der freiheitsliebende Conan ein. Doch bereits mit dem ausgeklügelten Ausbrauch geht schief, was nur schiefgehen kann. Es folgt eine Nacht voller Pleiten, Pech und Pannen… und unvorhergesehenen Gegnern und Verbündeten.
Spielball
Robert E. Howards Geschichte „Der Rote Priester“ (OT: „Rogues in the House“) stammt aus der produktivsten Phase des Autors und wurde im Januar 1934 im Pulp-Magazin „Weird Tales“ erstveröffentlicht. Gelenkt wird die Story, die als Debüt vom angesehenen Howard-Experten Patrice Louinet in ein Comic-Szenario umgewandelt wurde, von intriganten Schachspielern, die geschickt auf einem blutigen Spielbrett agieren. Conan verkommt damit zur manipulierbaren Spielfigur und muss sich den cleveren Köpfen intellektuell geschlagen geben. Dafür macht der grobe Barbar das, was er am besten kann: wenig Fragen stellen und den Stahl sprechen lassen. Dabei zeigt er ungewohnte Attentäter-Fähigkeiten, die dem Schleichen durch labyrinthartige Straßen und Gänge frische Impulse verleihen. Es liegt ein Hauch von „Assassin’s Creed“ in der Luft, wenn Conan Gebäude erklimmt und sich verhüllt in der Menge bewegt.
Zeichner Paolo Martinello hat das Ganze angemessen düster und dreckig in Szene gesetzt. Farblich gedämpft wird die Atmosphäre sehr schön eingefangen. Stimmige Schraffuren sorgen für einen angenehm klassischen Look und die Action kommt auch nicht zu kurz. Die ist wie gewohnt brachial, denn trotz neuer Facetten ist und bleibt Conan wild und ungestüm.
Fazit:
„Der Rote Priester“ zeigt wie kaum eine andere Story, wie Conan im Kern tickt. Er ist ein Barbar, durch und durch. Cleverness oder gar Intelligenz, die in anderen Geschichten bereits vorhanden waren, sind hier aufs Level seiner Urinstinkte reduziert. Durchaus interessant, womit der zehnte Band der „Conan der Cimmerier“-Reihe zwar keinen neuen Höhepunkt darstellt, aber sehr solide umgesetzt wurde.
Patrice Louinet, Robert E. Howard, Paolo Martinello, Splitter
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