Black Hammer: Barbalien - Roter Planet

Black Hammer: Barbalien - Roter Planet
Black Hammer: Barbalien - Roter Planet
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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonMär 2022

Story

Zeitgeschichte gepaart mit der Origin-Story eines Superhelden. Eine durchaus packende und enorm gelungene Mischung. Sowas schreibt kein Autor einfach mal „nebenbei“.

Zeichnung

Da wäre mehr drin gewesen. Für andere Storys vielleicht passender, aber für diese Geschichte hätte ich mir filigranere Bilder gewünscht, um die Wucht der Geschichte besser zu unterstreichen.

Männer sind vom Mars… Punkt.

Pflicht und Erfüllung

Auf dem Mars sieht sich Mark Markz mit einer drakonischen Strafe konfrontiert. Angeklagt wegen Hochverrats, soll er nach dem Schuldspruch hingerichtet werden. Drei Monate bleiben ihm noch. Lediglich weil er den Auftrag seiner Befehlsgeber nicht erfüllte: die Erde infiltrieren und Bericht erstatten. Doch er verliebte sich in unseren blauen Planeten. Fand in ihm eine neue Heimat. Lebte sein Leben, ging einem geregelten Job nach und sehnte sich lediglich nach dem, was einen Menschen menschlich macht… Liebe, Gerechtigkeit und Akzeptanz. Nun soll er die Erde niemals wiedersehen…

Spiral City, die 80er: Mark ist ein angesehener Cop. Erledigt seine Arbeit stolz und gewissenhaft. Mitten in der aufkeimenden AIDS-Krise gerät er aber immer mehr zwischen die Fronten. Einerseits vertritt er das Gesetz, sorgt als Streifenpolizist im Rahmen seiner Macht für Recht und Ordnung. Andererseits ist er in seiner natürlichen Gestalt der „Kriegsherr vom Mars“, der als Barbalien dort eingreift, wo übermenschliche Hilfe gebraucht wird. Ein gefeierter Held. Doch es gibt auch noch eine dritte Seite. Der Mark Markz hinter dem Helden… und unter der Uniform. Der Mark Markz, der geliebt werden und lieben will. Der, der versteht, warum die Leute auf den Straßen demonstrieren. Warum die jungen Männer sich seit fünf Jahren dagegen wehren, als alleinige Schuldträger der Verbreitung von AIDS stigmatisiert zu werden. Mark ist schwul, muss seine Homosexualität jedoch wie eine weitere Identität vor der Öffentlichkeit verstecken. Lediglich sein Partner weiß davon… und hält trotz einer abgelehnten Annäherung von Marks Seite dicht. Noch. Mark Markz ist gezwungen, gleich mehrere Lügen zu leben. Doch ist ein solches Leben wirklich lebenswert?

Als Mark in der Gestalt von Barbalien einen jungen Mann rettet, der während einer Demonstration vor dem Rathaus von Spiral eine Regenbogen-Flagge hissen will und bei dem waghalsigen Versuch abstürzt, öffnet dieser ihm die Augen. Miguel erklärt Barbalien, dass der Kampf um Akzeptanz ein ziemlich einsamer Kampf ist, wenn man nicht gerade ein Superheld ist. Von der Regierung abgestempelt, abgelehnt und bereits in allen Punkten schuldig gesprochen. Worte, die Mark nicht aus dem Kopf gehen. Als er in der folgenden Nacht aus sicherer Entfernung wieder Miguel erspäht, folgt er ihm. Dank seiner gestaltwandlerischen Fähigkeiten nimmt er die Form eines jungen Mannes an… und kommt mit einer Welt in Berührung, die er nicht für möglich gehalten hätte.

Weniger Mars, mehr Mensch

Es ist mal wieder Zeit für eine Origin-Story aus dem „Black Hammer“-Universum. Hatte bereits „Colonel Weird“ in „Cosmagog“ seinen großartigen Solo-Auftritt, ist es nun an der Zeit, dem Krieger vom Mars das Zepter zu reichen. Eine gute Wahl der Autoren Jeff Lemire und Tate Brombal, denn Barbalien ist neben dem zerstreuten Raumfahrer wohl die vielschichtigste Figur im gesamten „Hammerverse“. Nicht nur deshalb, weil seine Backstory bislang nur angeteasert wurde, sondern weil die innere Zerrissenheit des Charakters ihn trotz seiner außerirdischen Herkunft menschlicher macht, als die meisten seiner Weggefährten. Erzählt wird eine wichtige Geschichte. Ein Zeitzeugnis, welches prägend für die 80er-Jahre war. Wie es gewesen sein muss, Mut aufzubringen, trotz einer Panik verbreitenden Krankheit öffentlich zu seiner Sexualität zu stehen. Etwas, dass das natürlichste der Welt sein sollte… und von keiner Regierung in Frage gestellt werden sollte. Ja, „sollte“. Selbst vierzig Jahre später gibt es noch Länder, die Homosexualität verurteilen. Und das ist noch verharmlost ausgedrückt. Schändlich und ein Armutszeugnis für eine moderne, zivilisierte Gesellschaft. Aber was will man erwarten… in einer Welt mit größenwahnsinnigen Kriegstreibern, Pandemie-Leugnern und pädophilen Geistlichen. Da legen die Autoren die Finger richtig tief in die Wunde und beweisen dabei enorm viel Fingerspitzengefühl. Zwischen Erde und Mars, Vergangenheit und Gegenwart und Mensch-sein und Unmensch-sein, drücken sie die richtigen Knöpfe. Halten die Story stets in der Bahn und erzählen eine vielschichtige Geschichte, die sich hervorragend in die vielseitige „Black Hammer“-Welt einfügt. Erzählerisch und inhaltlich einer der Top-Titel unter den mittlerweile zahlreichen Spin-off-Bänden.

Woran ich mich aber etwas reibe, sind die Zeichnungen von Gabriel Hernández Walta. Mit dicken Outlines und fehlender Dynamik, sind mir diese zu grob geraten. Das beißt sich leider mit der Tiefe der Geschichte. Ein regelrechter Kontrast. Die Charaktere wirken steif und leicht klobig, was sie leblos erscheinen lässt. Definitiv der Schwachpunkt an dem ansonsten hervorragenden Band. Die Farbpalette von Jordie Bellaire ist hingegen gut gewählt. Meist erdige Töne in angenehm trister Intensität. Das passt zum gewollten Look der 80er.

Fazit:

Ein inhaltliches starkes und ebenso tiefgründiges Spin-off, in dem alle US-Hefte der „Barbalien: Red Planet“-Mini-Serie enthalten sind. Neben der intimen Herkunftsgeschichte noch eine Hommage an die 80er, die zur Abwechslung mal nicht sehnsüchtig seufzend an dieses Jahrzehnt erinnert. Obwohl mir die Zeichnungen der Story nicht unbedingt zusagen, gibt es einige schöne Kapiteltrenner von namhaften Künstlern sowie einen ansprechenden Bonusteil, bestehend aus einem Nachwort von Co-Autor Tate Brombal und einem Sketchbook von Gabriel Hernández Walta.

Black Hammer: Barbalien - Roter Planet

Tate Brombal, Jeff Lemire, Gabriel Walta, Splitter

Black Hammer: Barbalien - Roter Planet

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