Rachegeschichte mit tragischem Helden
Der junge Bennett trauert um seine Eltern. Cowboy Russell, ein Freund der Familie, nimmt sich seiner an. Doch noch ahnen beide nicht, dass das Schicksal auch Ihnen schon bald zusetzen wird.
„Keine Arbeit, keine Zukunft, keine Kohle...“
Immer mehr erfolgen die großen Viehtransporte per Eisenbahn und nehmen den Cowboys ihre Existenzgrundlage. Auch Russell schmiedet neue Pläne und möchte sich bald als Farmer niederlassen. Doch es soll anders kommen. Als sie einen Zwischenstopp in Sundance einlegen wird Bennett - mittlerweile zwanzig Jahre alt - plötzlich tot aufgefunden. Der Bürgermeister möchte die Sache schnell als Unfall abgetan wissen, um so die möglicherweise anstehende Unterstützung zum Aufbau eines zentralen Bahnhofes nicht aufs Spiel zu setzen. Denn ein Mord könnte das Ansehen der Stadt gefährden. Doch Russell ist fest davon überzeugt, dass es Mord war und möchte die Täter zur Strecke bringen. Damit beginnt er einen Kampf nicht nur gegen das Stadtoberhaupt und dessen Gefolge, sondern auch gegen sich selbst.
„Der Zorn war alles, was mich noch aufrecht hielt...“
Das Covermotiv zeigt einen nachdenklichen, beinahe zweifelnden Russell und sagt so bereits mehr über den Inhalt aus, als man anfangs hätte vermuten können. Denn „Bis zum bitteren Ende“ ist mehr als eine einfache Rache-Geschichte im klassischen Westerngewand. Jérôme Félix gelingt es hervorragend seiner Erzählung Tiefe zu verleihen, in dem er sich eben nicht auf rauchende Colts, knackige Action und markige Sprüche konzentriert, sondern viele emotionale Facetten geschickt in die Erzählungen einfließen lässt.
Russell bleibt dabei die zentrale Figur, der seine Gefühle für den Jungen hinter einer harten, grimmigen und eher schweigsamen Fassade versucht zu verbergen. Die anstehenden Veränderungen der Infrastruktur brechen bestehende Regeln auf und so wirkt die Truppe Outlaws, die er um sich sammelt, um die Mörder von Bennett zur Strecke zu bringen, in dieser mehr und mehr von Zivilisation und Fortschritt heimgesuchten Region beinahe wie ein Relikt vergangener Zeiten.
Mit seinen kräftigen, satten Farben wirkt „Bis zum bitteren Ende“ dabei moderner als eigentlich hätte sein müssen. Gerne hätte Paul Gastine dezenter zu Werke können. Das soll aber kein wirklicher Kritikpunkt sein, denn die Bilder schaffen trotzdem eine richtig tolle Atmosphäre, die mit weiten Landschaften und idyllischen Orten ebenso nostalgischen Genre-Charme aufkommen lassen. Markant gezeichnete Figuren mit detailreicher Mimik unterstützen die Intensität der Geschichte und reißen den Leser auf jeder Seite mit.
An Russells Seite stehen sein junger Gefolgsmann Kirby. Ihm hatte Russell immer häufiger Bennett anvertraut, da dieser ein wenig Sonderling war und sich vielleicht etwas anders entwickelt hat, als andere Jungen in seinem Alter. So entstand beinahe so etwas wie Familie, die durch Bennetts Tod jäh zerrissen wurde.
Als sich die sympathische und attraktive Ms. Collins, Lehrerin in Sundance, als vermeintlich Schuldige für den Tod Bennetts zu erkennen gibt, überschlagen sich die Ereignisse und Russell trifft eine folgenschwere Entscheidung...
Fazit:
Jérôme Félix und Paul Gastine bereichern mit ihrer spannenden und ergreifenden Rachegeschichte um einen tragischen Helden das Western-Genre. Gerne mehr davon!
Jérôme Félix, Paul Gastine, Splitter
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