Batman: Ego und andere Geschichten

  • Panini
  • Erschienen: September 2020
  • 0
Batman: Ego und andere Geschichten
Batman: Ego und andere Geschichten
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Marcel Scharrenbroich
10101

Comic-Couch Rezension vonDez 2020

Story

Von tiefgründigem Psycho-Thrill, über Heist-Spannung, bis hin zum irrwitzigen Harley-Klamauk, wird hier reichlich Abwechslung geboten. Eine ideale Mischung für alle Gemütszustände.

Zeichnung

Ein viel zu früh verstorbener Meister seines Faches auf Top-Niveau. Cookes geniale Cover-Arbeiten sind ein dankenswerter Bonus und das i-Tüpfelchen auf einem komplett empfehlenswerten Sammelband.

Ein getuschtes Vermächtnis

„Diese verdammte Stadt…

Sie macht einfach nur krank. Würgt schneller Verbrecher an die Oberfläche, als das überforderte Police Department sie einsammeln kann. Meistens müssen sie das nur… sie einsammeln, denn in der Nacht wacht ein Schatten über Gotham City. Dunkler als die Nacht selbst. Mein Name? Bitte… der dürfte hinlänglich bekannt sein. Und allen zwielichtigen Gestalten, die das Gesetz mit Füßen treten, Regeln lachend missachten, Gewalt zelebrieren, als wäre es ein entspannter Zeitvertreib, anderen Leid zuzufügen, fürchten meinen Namen. Ein Ruf, den ich mir schwer erarbeitet habe. Angetrieben von Rache und dem Streben nach Gerechtigkeit gleichermaßen. Ein Ruf, welcher tonnenschwer auf meinen Schultern lastet. Eine Last, die mich nun zu erdrücken droht. Ich hab die Nase voll, gegen Windmühlen anzukämpfen. Wo ein Verbrecher eingebuchtet wird, treten zwei an seine Stelle. Nacht für Nacht das gleiche Spiel. Und es wird nicht besser… Nichts vermag es, diese Stadt zu einem besseren Ort zu machen. Nichts vermag es, meinen Schmerz zu lindern. Nichts, egal was ich tue, wird sie zurückbringen. Ich hab es so satt…“

Es ist fast eine Nacht wie jede andere: Das Ungeziefer tut das, was es am besten kann, und der Kammerjäger muss die Sauerei professionell in Ordnung bringen. 31 Tote auf einem Wohltätigkeitsball. Das Werk des Jokers. Wenigstens konnte Gothams maskierter Rächer diesen vor Ort dingfest machen. Von den erbeuteten 400.000 Dollar fehlt allerdings jede Spur. Mit diesen hat der Fahrer sich aus dem Staub gemacht. Buster Snibbs. Eigentlich eines der kleinen Lichter, wie sie die Stadt in jede dunkle Ecke spuckt. Nur um zu sehen, wie die übermächtigen Schatten sie regelrecht verschlingen. Hat seinen Clown von Boss ordentlich übers Ohr gehauen. Wahrscheinlich nicht die beste Idee, die er je hatte. Mit Sicherheit nicht, denn dass es noch schlechter geht, beweist Snibbs noch in derselben Nacht. Gerade als der Dunkle Ritter den Flüchtigen auf einer Brücke stellen will, pustet er sich vor dessen Augen das Hirn aus dem Schädel. Aber nicht, ohne vorher zu verkünden, dass er aus Angst davor, dass Jokers Schergen sich obgleich des Verrats an seiner Familie vergreifen könnten, vorgesorgt hätte. Snibbs erschoss eigenhändig seine Frau und seine Tochter. Gott, was für eine kaputte Stadt…

Gothams Beschützer, der auf traurige Weise wieder einmal einsehen musste, dass er nicht alle beschützen kann, zieht sich physisch und psychisch verwundet zurück. Dorthin, wo er wieder Bruce Wayne sein kann. Den Schrecken der Nacht beiseitelegen und sich seinen Selbstzweifeln widmen kann. Vermeintlich abgestumpft und jede Art von Verbrechen bereits mehrfach hautnah erlebt, gibt es halt immer noch Überraschungen. Eine moralische Grenze, die trotz der niedrigen Gotham-Standards immer noch unterschritten werden kann. Gerade als er über 20 Jahre voller Tod und Leid sinniert, meldet sich eine Stimme aus dem Dunklen. Entsprungen aus seinem inneren Zwiespalt. Bruce Wayne wird in dieser Nacht mit allem konfrontiert, was ihn antreibt… was er fürchtet. Er muss sich seinem größten Widersacher stellen: Batman.

Die Katze lässt das Mausen nicht

Die namengebende Story „Batman: Ego“ nimmt nur rund ein Drittel des prächtig ausgestatteten Hardcover-Bandes ein. Die zuvor bereits in der DC PREMIUM-Reihe (Nr. 23) als Soft- und Hardcover veröffentlichte Geschichte „Selinas grosser Coup“ zieht sich ebenfalls über mehr als ein Drittel des Gesamtwerkes. Eine klassische Heist-Story in vier Akten, die gänzlich ohne den Dunklen Ritter auskommt, dafür aber Selina Kyle/Catwoman in verbrecherischer Höchstform zeigt. Von der Planung bis zur Durchführung eines dicken Dings, geht es von Marokko nach Gotham, von Gotham an den sonnigen Strand von Miami Beach, von dort aus ins Zocker-Paradies Las Vegas, bis in die tiefste Wüste von Nevada.

Dazwischen gibt es die beiden BLACK AND WHITE-Kurzgeschichten „Hier sind die Monster“ und „Das Monument“ aus dem Jahr 2002. Diese stammen aus Volume 3 der US-Heft-Reihe „Batman: Gotham Knights“ (#23 & #33). Während Darwyn Cooke, dem der gesamte Band gewidmet ist, die erstgenannte Kurzgeschichte zeichnerisch meisterhaft und grandios getuscht umsetzte, trat er bei „Das Monument“ nur als Autor in Erscheinung. Künstlerisch durfte sich dort Bill Wray austoben, der dies wohl sehr wörtlich nahm. Stark stilisiert und fast schon übertrieben überzeichnet, könnte seine Batman-Variante eher einem Underground-Comic entsprungen sein. Für die geringe Anzahl an Seiten ein durchaus amüsanter und ebenso interessanter Ausflug.

Es folgt mit „Ein Rendezvous mit meinem Ritter“ eine rasante, dialogarme und von Tim Sale gezeichnete Story, bei der sich Catwoman und Batman über die Dächer von Gotham City tollen, bevor Darwyn Cooke mit „Déjà-vu“ wieder alleinig das Zepter, als Autor und Zeichner, übernahm. Diese beiden Abstecher sind der US-Reihe „Solo“ (#1 & #5) entnommen und entstanden 2004 und 2005.

Abgeschlossen wird der Story-Teil mit „Harley schlägt die Zeit tot“, aus dem „Harley Quinn Holiday Special“ von 2015. Als Autoren waren hier die Ehepartner Amanda Conner und Jimmy Palmiotti am Werk. Conner, Autorin und Zeichnerin unzähliger Comics für alle großen Verlage (darunter „Vampirella“, „Before Watchmen: Silk Spectre“, „Harley Quinn“ und „Power Girl“), verfasste auch das einleitende Vorwort.

Farewell Mr. Cooke…

Damit aus dem Band eine richtig runde Sache wird, gibt es auch zahlreiche Cover-Arbeiten von Darwyn Cooke zu bestaunen. Ganzseitig wurde diesen der optimale Platz eingeräumt. Abschließend kommt der Künstler selbst noch mal zu Wort und erzählt mehr zu den abgedruckten Geschichten. Dieses Nachwort verfasste er zur Veröffentlichung der US-Erstausgabe des Sammelbandes im Jahr 2007. Darwyn Cooke verstarb am 14. Mai 2016 im Alter von nur 53 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens.

Mit seiner Kunst hat er sich allerdings unsterblich gemacht. Sein Zeichentrick-Stil kam nicht von ungefähr, denn Cooke arbeitete für Warner Bros. An den erfolgreichen Zeichentrick-Serien „Batman“, „Superman“ und „Batman of the Future“ als Storyboard-Zeichner. Diesen markanten Look behielt er bei und traf direkt mit seiner ersten bei DC veröffentlichten Geschichte einen Nerv: „Batman: Ego“.

Zwischen 2005 und 2015 erhielt Darwyn Cooke wahnsinnige 13(!) EISNER AWARDS. Sein preisgekröntes Mammut-Werk „DC New Frontier - Schöne, neue Welt“ wird im Februar 2021 von Panini in einer ABSOLUTE EDITION mit Schuber aufgelegt.

Fazit:

Ein Zeichenstil, den man mögen kann, aber nicht muss… Ich persönlich liebe ihn! Mit breiten Tusche-Linien hat Darwyn Cooke mit einmaligem Schwung klassische Zeichnungen auf ein modernes Level mit hohem Wiedererkennungswert gehoben. Ganz nebenbei ist es nicht nur das Artwork, das dieses Buch zu einem Must-Have für DC- und Batman-Freunde macht, denn die Storys haben es ebenfalls in sich.

Batman: Ego und andere Geschichten

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