Batman, der Verfluchte
Batman Dark
Batman liegt in einem Krankenwagen, die Sanitäter versuchen, ihn am Leben zu erhalten. Trotz seiner schweren Verletzungen kann Batman diese überwältigen, als sie versuchen, ihm seine Maske abzunehmen. Blutüberströmt irrt der Dunkle Ritter durch die dunklen Straßen Gothams und ist mehr tot als lebendig, als ihn eine mysteriöse Gestalt aufschnappt: John Constantine. Ob sie nun wollen oder nicht, müssen die beiden zusammenarbeiten, denn der Joker wurde tot aus dem Fluss gezogen und alle Indizien zeigen auf Batman als Hauptverdächtigen. Batman und John Constantine, gemeinsam mit anderen okkulten Gestalten, machen sich auf die Jagd nach der Wahrheit und dabei kommt einiges über den jungen Bruce Wayne ans Licht.
Wikipedia, dein Freund und Helfer
„Batman: Damned“ ist nichts für schwache Nerven. Ich meine, der Comic fängt damit an, dass Batmans Herz zum Stillstand kommt! Danach wird’s für den Dunklen Ritter noch schlimmer. Etrigan, Harley Quinn, Enchantress – überall, wo er hinblickt, blicken Schatten zurück. Dabei stolpert Batman von Seite zu Seite über Feinde und Freunde. Deadman ergreift links und rechts von Menschen Besitz und faselt von einer Verschwörung gegen Batman. Zatanna mischt als Trickbetrügerin bei Tag, Geisterbeschwörerin bei Nacht mit. Sogar Swamp Thing taucht auf.
Als Batman-Fan, aber eigentlich eher Gelegenheitsleserin, bin ich mit der Geschichte von Brian Azzarello echt überfordert gewesen. Unter dem „Black Label“ sind die Kreativköpfe dazu angehalten, die DC-Figuren neu zu entdecken. Das kann sehr spannend werden, wenn frische Geschichten erzählt werden können, die nicht zum Kanon der fortlaufenden Serien gehören. Im Fall von „Batman: Damned“ führt das aber auch dazu, dass Figuren teilweise nicht wiederzuerkennen sind. Da musste ich häufig mal zur Suchmaschine meines Vertrauens greifen und einfach mal nachschlagen, wer da was gerade gemacht hat.
Es hilft auch nicht, dass die Geschichte von Brian Azzarello sehr wirr ist. Erzählt wird sie von John Constantine, die Hauptfigur ist aber Batman. Dabei wird auch noch hin und her gewechselt, zwischen der Story und Flashbacks in Batmans bzw. Bruce Waynes Kindheit.
Batman, aber „edgy“
Dass man eine Geschichte erzählen möchte, die den Leser verwirrt und vielleicht erst beim zweiten Mal lesen ihre ganze Wirkung entfalten kann, das kann ich verstehen. Das ist es nicht, was ich an Brian Azzarellos Geschichte auszusetzen habe. Mich stört es nur sehr, dass in „Batman: Damned“ krampfhaft versucht wird, so „edgy“ wie möglich zu sein. Oh mein Gott, Thomas Wayne geht fremd – und das so offen, dass er sogar seinen Sohn mit zu einem Date nimmt. Als Martha ihn rauswirft, ist Bruce so sauer, dass er mit einer Spielzeugpistole auf seine Mutter zielt und „schießt“! Dass die Waynes nicht die Engel sind, als die sie sonst immer dargestellt werden, finde ich eine nette Abwechslung. Die Umsetzung hier finde ich aber etwas plakativ, da hat es z.B. das Videospiel „Batman: The Telltale Series“ etwas besser gemacht.
Am schlimmsten finde ich aber die Szene zwischen Batman und Harley Quinn. Es geht wie gewohnt los: Harley will Batman umbringen, dieser sieht sie als Hindernis, mehr auch nicht. Sie kämpfen gegeneinander und Batman gewinnt. Statt wie sonst, sie außer Gefecht zu setzen und sie der Polizei zu überlassen, vergewaltig Batman Harley Quinn?! Das wird zwar nicht explizit gezeigt, wird aber sehr eindeutig suggeriert.
Cineastisch, fast fotorealistisch
Lee Bermejo liefert über den gesamten Band hinweg unglaubliche Bilder. Jeden Pflasterstein der dunklen Gassen von Gotham kann man erkennen, jeden Muskel von Batmans nacktem Körper – ach ja, Batman ist an einer Stelle komplett nackig von hinten zu sehen, von vorne wird der Lendenbereich von einem Schatten verhüllt (Stichwort „edgy“!). Dafür wirkt das Blut, das bei den vielen Kämpfen manchmal anfällt, sehr platt. Dieser Kontrast hat bei mir sehr gut gewirkt, aber der war nur manchmal da, sodass das Ganze viel mehr einen willkürlichen Charakter hatte als dass bewusst Akzente gesetzt wurden.
Die Panelgestaltung der Seiten ist sehr dynamisch. Viele der Panels haben dicke weiße Rahmen, die „Batman: Damned“ einen gewissen Old-School-Look verpassen. Mir gefällt es immer, wenn eine Seite komplett aus einem Bild besteht, auf dem kleinere Panels platziert sind. Ich finde diese Art, die Aufmerksamkeit auf Details wie die Gesichter der Figuren oder bestimmte Hintergrundelemente zu lenken, sehr spannend. Solche Seitengestaltungen gibt es in „Batman: Damned“ zur Genüge, was mich sehr gefreut und den Comic fast zu einem Film in gedruckter Form gemacht hat.
Trotzdem finde ich die Bilder sehr anstrengend. Jedes Panel ist so detailliert gezeichnet, dass ich nach ein paar Seiten überfordert den Comic beiseitegelegt habe. Denn detailreiche Bilder sind sehr schön anzusehen – die Panoramen von Gotham, die Bermejo einem an einigen Stellen bietet, sind atemberaubend –, aber in der Masse finde ich persönlich den Zeichenstil etwas ermüdend.
Fazit:
Ich konnte leider eher wenig mit „Batman: Damned“ anfangen. Der Zeichenstil ist zwar überragend und unfassbar detailreich, sodass die Bilder fotorealistisch aussehen, doch diese Fülle an Details, die in jedem Panel die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, finde ich eher ermüdend. Am meisten habe ich aber mit der Geschichte von Brian Azzarello meine Probleme. Klar, es ist ein Comic vom „Black Label“, die sind nun mal was anderes als die „normalen“ Batman-Geschichten. Aber anders zu sein heißt nicht, dass man die Figuren bis zur Unkenntlichkeit verdreht. Und genau das hat Azzarello meiner Meinung nach mit Batman gemacht – oder ist Batman eurer Meinung nach dazu in der Lage, jemanden zu vergewaltigen?
Brian Azzarello, Lee Bermejo, Panini
Deine Meinung zu »Batman: Damned (Sammelband)«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!