Bastard

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Yannic Niehr
8101

Comic-Couch Rezension vonMär 2019

Story

Ein ansprechender Genremix für zwischendurch. Die Ansätze zu wahrer Größe sind gegeben, werden in der recht kurzen Erzähldauer hier noch nicht ganz ausgenutzt.

Zeichnung

Simple schwarz-weiß-Designs bringen die Essenz der Story auf den Punkt und reißen den Leser sofort mit auf die wilde Fahrt.

Bonnie & Clyde meets Tim & Struppi

Gemeinsam mit ihrem Sohn im Teenageralter Eugene durchstreift May den amerikanischen Südwesten – unter falscher Identität, gehetzt, immer auf der Flucht. Sie gehört einer kriminellen Bande an, die eine Reihe von Raubüberfällen verübt haben. Doch interne Querelen innerhalb der Gruppierung machen ihr zurzeit das Leben schwer. Zunächst gilt es, die letzte Beute – mehrere Sporttaschen prall gefüllt mit Geld – fürs Erste verschwinden zu lassen und dann in einem sicheren Hafen unterzutauchen. Doch stellt der Weg auch die Beziehung von Mutter und Sohn auf eine harte Probe. Unterwegs begegnen den beiden Feinde sowie neue Freunde, bis ein unerwarteter Crash alles verändert…

Blutiger Roadtrip …

Die Story, die de Radiguès in diesem Comic-Kurzroman vorstellt, ist wild und durchgeknallt. Der poppige Mix aus emotionaler Familiengeschichte, knallhartem Thriller und dunkel-trockenem Humor erinnert entfernt an das Oeuvre von Tarantino. Herzstück der Story ist die Beziehung zwischen May und dem sogenannten „Bastard“ Eugene. Ihr ist bewusst, dass sie dem Jungen einen äußerst unkonventionellen Lebensstil zumutet, doch ihre Absichten sind gut, denn sie möchte ihm ein besseres Leben ermöglichen. Auf seine Art und Weise hat Eugene schon früh gelernt (bzw. lernen müssen), für sich selbst zu sorgen. So kann er auch mit Waffen umgehen und weiß sich trickreich durchzubeißen. Während die Begegnung mit ihren Verfolgern – anderen Mitgliedern der Bande, die nach der Macht greifen wollen – dieses ungewöhnliche „Familienglück“ bis an den Zerreißpunkt spannt, begegnen den beiden auch freundlich gesinnte neue Bekanntschaften, die Mays taffes Herz erweichen und Eugene den positiven Einfluss ersetzen, der ihm in seiner Kindheit gefehlt hat.

… und berührende Familiengeschichte

Der Comic ist originell und temporeich erzählt. Besonders gut funktionieren dabei die kantig-kernigen Schwarz-weiß-Zeichnungen, die entfernt an „Tim & Struppi“ und Konsorten erinnern. Erstaunlicherweise ist das Figurendesign auch in diesem sehr simplen Retro-Stil individuell und lebendig. Zwischengeschobene Tableaus der amerikanischen Pampa, welche die Figuren durchstreifen, schaffen die richtige Stimmung, jeder Wendung der Story ist zu folgen, die (teils blutigen) Actionszenen erreichen den Leser auch ohne Farbe, und gleichzeitig ist genug Raum für leisen Humor gelassen. Ein, zwei Wendungen hat die Graphic Novel dann auch noch in der Hinterhand. Leider ist der aberwitzige Trip viel zu schnell vorüber.

Fazit:

Ein witziger, frischer und doch berührender Genremix, der sich flott liest und Lust auf mehr macht. Es bleibt zu hoffen, dass man von Max de Radiguès noch Einiges hören wird, denn diese Graphic Novel lässt darauf schließen, dass sehr viel Potenzial in ihm steckt.

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