Nichts neues im fernen Osten
Im Jahr 50 vor Christus ist ganz Gallien von den Römern besetzt, bis auf ein kleines Dorf, das erbittert Widerstand leistet. Da erscheint Genmais, der Neffe des phönizischen Händlers Epidemais, in Begleitung der chinesischen Prinzessin Wun Da und ihrer Dienerin Han She Li. Die Kaiserin, Wun Das Mutter, wurde gemeinsam mit Epidemais gefangen genommen! Ein Prinzregent hatte um die Hand der Prinzessin angehalten, was die Kaiserin abgelehnt hatte, und die einzigen, die nun helfen könnten, seien die bekannten Gallier. So machen sich Asterix und Obelix mit den dreien auf den Weg ins Reich der Mitte.
Zeitgleich hat sich Cäsar mit Kleopatra überworfen, da sie ihm vorwirft, niemand würde ihn kennen. Nach ihrem filmreifen Abgang meldet sich Win Zi Ling, Sonderberater aus China, der um Unterstützung für einen römischen General bei der Eroberung Chinas bittet. Da lässt Cäsar sich nicht lange bitten und führt seine Truppen Richtung Osten, und das alles nur, um Kleopatra zu beeindrucken. Natürlich treffen sie dort früher oder später auf die unbeugsamen Gallier…
Asterix in China
Der Comic „Asterix und Obelix im Reich der Mitte“ ist kein richtiger Comic, sondern eine illustrierte Geschichte mit Lauftext und einem Comicbild auf jeder Seite. Das Buch ist die Zeichenversion des gleichnamigen Realfilms von 2023, der in Frankreich vor dem Album erschien, die deutsche Version erst danach. Wie die anderen Alben hat es 48 Seiten und erschien im Egmont Verlag, gehört allerdings nicht zum offiziellen „Kanon“ der Asterix-Bände. Der Zeichner ist Fabrice Tarrin und die Texte stammen von Olivier Gay, nach dem Film von Guillaume Canet.
Nicht nur beim kreativen Team zeigt sich, dass der Band nicht zur Ur-Reihe gehört. Zeichner und Texter waren zuvor nicht für die Reihe tätig, was man vor allem den Zeichnungen auch ansieht. Trotz einer gewissen Detailverliebtheit, die vor allem der Möglichkeit geschuldet ist, ein fast seitengroßes Bild zeichnen zu können (teilweise sogar doppelseitig), sind die Bilder nicht schlecht, aber doch eben nicht von Albert Uderzo oder Didier Conrad, der die letzten vier Alben gezeichnet hat.
Running Gags
Die Handlung, in der Asterix und Obelix nach China reisen (diese Reise an sich ist in wenigen Seiten abgehandelt, inklusive der berühmten Piraten), hat ein paar nette Ideen. Obelix verliebt sich in die Dienerin der Prinzessin und ist vor allem von ihrer Kampfkunst beeindruckt. Asterix behält einen kühlen Kopf, und die Rettung der Kaiserin und von Epidemais klappt reibungslos. Das alles geht zwar irgendwo in gewohnten Bahnen auf ungewohntem Terrain, aber die Running Gags, die die Asterix-Bände sonst zeigen, wie die Piraten, Cäsar erleidet selbst in der Ferne eine Niederlage, man macht neue Freunde, die witzigen neuen Namen usw. bleiben und steuern so die Geschichte in einen sicheren Hafen.
Doch kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein illustriertes Album (wie bereits bei „Asterix erobert Rom“ eben kein Comic ist und die Ur-Geschichte nur bedingt wiedergeben kann. Vielleicht wäre die Wahl eines Comics die bessere gewesen, denn hier bleiben auf jeden Fall der Charme und viele Details der Handlung auf der Strecke, trotz allen Bemühens. Dass alle paar Seiten die Geschichte zwischen Cäsar und Asterix wechselt, ist ebenso störender als sonst, hier wird mehr Wert auf die Seitenhandlung mit Cäsar gelegt.
Diese Rezension wurde geschrieben, ohne dass der Rezensent den Realfilm gesehen hätte. Es ist immer schwierig, Comic-Figuren in Realfilme zu transportieren, das klappt nicht immer, genauso umgekehrt ist es nicht immer sinnvoll, Realfilme in Comics zu transportieren, wenngleich dieser Schritt weniger problematisch ist. Da es sich bei „Asterix im Reich der Mitte“ aber um keine Geschichte des „Kanons“ handelt, war dieses Mal dieser Weg der gewählte, das macht das Album zu einer Erinnerung an den Film, allerdings fehlt dem Comic der Charme, das Herz und die Detailverliebtheit der Originalcomics.
Fazit:
„Asterix im Reich der Mitte“ ist kein Comic-Album der offiziellen Reihe, sondern ein illustriertes Album zum Real-Kinofilm gleichen Namens, wobei der Film die Basis bildet. Das Album hat auf jeder Seite Lauftext und ein großes Bild, teilweise auch über eine Doppelseite, doch ohne den gewohnten Comic-Stil mit Sprechblasen verliert die Geschichte an Tempo, Spaß und Charme. Die Geschichte selbst ist im Stil der weiteren Abenteuer gehalten, fällt aber durch die Darstellung leider ab. Hier wäre vielleicht eine Comic-Variante charmanter und fanfreundlicher gewesen.
Olivier Gay, Fabrice Tarrin, Egmont
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