Wie Comics uns leicht Wissen vermitteln
Bereits zum vierten Mal hat sich der Franzose Bernard-Pierre Molin hingesetzt und ein Asterix-Sachbuch verfasst, das die drei Vorgänger ergänzt und dem geneigten Leser beim geliebten Asterix-Zitate-Raten oder beim Angeben mit Wissen aus der Römerzeit so manchen Vorteil bringt. In „O tempora, o mores!“ (deutsch: O Zeiten, o Sitten!“) geht es um antike Bräuche und Traditionen, und der Autor vergleicht wiederum die Darstellung dieser Sitten aus den Asterix-Bänden mit der Wirklichkeit und fördert dabei so manch interessante Fakten zutage.
Nach einer kurzen Einleitung, ein paar Karten und einer groben Zeitleiste ist bereits klar, dass es sich in seinen Untersuchungen abwechselnd auf die Gallier und die Römer bezieht, schaut also von zwei Seiten auf das Geschehen. Wenn es dann mit dem Kapitel „Die Familie“ losgeht, sieht man, wie das gesamte Buch aufgebaut ist. Auf der linken Hälfte einer Doppelseite findet sich stets ein Bild aus einem Asterix-Comic, auf der rechten Seite die Einordnung in Gallier oder Römer und den entsprechenden Text zum Thema, alles gespickt mit weiteren Zeichnungen aus den Comics. Dadurch entsteht eine bunte Mischung, die Spaß macht zu lesen, zumal das Wissen in kleinen, launigen Portionen serviert wird.
Erkenntnisse quer durch die Gesellschaft
Nachdem im Kapitel „Familie“ Themen wie „Liebes- und Vernunftheirat“, Rechte der Frauen, Gleichberechtigung und Erziehung der Kinder angesprochen werden, folgt mit „Die Gesellschaft“ ein etwas allgemeineres Kapitel. Hier wird beispielsweise der Senat vorgestellt, mit seinen Funktionen und Dienstgraden. In der rechten unteren Ecke findet sich noch ein Comic-Bild mit einem kleinen Römer: „Das Kleineplus“, wo ein wenig Wissen für Angeber vermittelt wird, in diesem Fall in Bezug auf Cäsars Tod durch Brutus‘ Verrat, dass Cäsar seine Worte „Auch du, Brutus“ mit „Kai su, Teknon“ wohl auf Griechisch gesprochen hat.
Weitere Kapitel sind „Die Arbeit“ (Bauern, Quellnix und das Dienen in der Armee), „Der Alltag“ (Ärzte, Essen und Trinken und das Reisen), und „Kunst und Freizeit“, wo man mehr über Sport (wie Wagenrennen), Musik (und wie man Barden eigentlich zu behandeln hat) und die Wahrheit hinter den Hinkelsteinen erfährt.
Launiges Sachbuch
Alles in allem klärt „O tempora – o mores“ alle Fragen, von denen man bei der Lektüre der Asterix-Bände nicht wusste, dass man sie haben könnte, weil es einem entweder realistisch oder als Karikatur vorkam. Oft ist es nicht weit entfernt von der Wahrheit, wie es in den Asterix-Geschichten auftaucht, meist aber immer mit eine Augenzwinkern versehen, so dass sich hier auf jeder Seite bewahrheitet, was man immer schon gesagt hat: Asterix zu lesen ist Bildung über die Römerzeit pur. Viele haben ihr Wissen über die Römische Antike aus Asterix-Bänden (wie auch ihre ersten Berührungen mit der lateinischen Sprache), und wer dies vertiefen will, ist mit diesem rund 160 Seiten starken Büchlein aus der Egmont Comic Collection gut beraten. Die Übersetzung des französischen Originals des deutschen Stammübersetzers Klaus Jöken tut ihr übriges, dass man sich in gewohnter Form bildet und amüsiert zugleich. Eine Hommage und eine Bibliografie ergänzen das gelungene Sachbuch
Fazit:
„O tempora, o mores“ ist bereits das vierte Sachbuch zur Asterix-Reihe und komplettiert auf unterhaltsame Weise die Comics der unbeugsamen Gallier. Dem Autor gelingt es, die Fülle an Informationen in mehrere Kategorien aufzuschlüsseln und dem Leser ein amüsantes, aber Lehrreiches Buch zu präsentieren. Was will mehr? Diese Bücher sind der Beweis, dass Comics bilden.
Bernard-Pierre Molin, René Goscinny, Albert Uderzo, Egmont
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