Leider eine Mogelpackung
Der Barde Troubadix ist zu einem Sängerwettstreit eingeladen, bei dem man einen goldenen Hinkelstein gewinnen kann. Da jeder im Dorf weiß, dass aus Troubadix nicht die schönsten Töne herauskommen, man sich also nicht komplett blamieren will, wird Asterix ihn begleiten, um Schlimmeres zu verhindern. Natürlich schließen sich Obelix und Idefix an.
Was für eine wundervolle Idee, zumal wenn sie noch auch den Federn der Originalautoren René Goscinny (Text) und Albert Uderzo (Zeichnungen) stammt. Die Geschichte stammt aus dem Jahr 1967 und erschien damals in Form eines Schallplattenbuches, also auch als Hörspiel, war aber schnell vergriffen und geriet in Vergessenheit. Soweit, so gut, bis hierhin gab der Verlag alle Informationen an den geneigten Leser weiter.
Kein Comic im Asterix-Kanon
Allerdings ist der Comic kein Asterix-Band im herkömmlichen Sinn. Die Geschichte erscheint nicht in der gewohnte Comic-Form der Bildergeschichte, sondern in der Form eines Textbuches mit ein paar Illustrationen darin, wie es bereits bei den Bänden „Wie Obelix als kleines Kind in den Zaubertrank geplumpst ist“ und „Asterix erobert Rom“ der Fall gewesen war. Nun handelte es sich bei ersterem um eine neue Geschichte und bei letzterem um die Adaption eines Kinofilms, doch hier geht es um eine eigentlich recht kurze Geschichte, deren Ursprung auf neun Seiten Papier in Schallplattengröße passte und mit 13 (plus das Cover) Zeichnungen angereichert wurde. Der Text ist kein Fließtext, sondern das Drehbuch des Hörspiels, das man beim Hören mitlesen kann. Insgesamt also eine Kurzgeschichte, wenn man so will.
Diese wurde nun nicht in einen Comic umgewandelt, wie es wohl viele Leser erwartet hätten, sondern 1:1 mit (immerhin) restaurierten und vergrößerten Bildern in die gewohnte Albumform gebracht, 48 Seiten (vorsorglich ohne Seitenzahlen versehen) zum derzeit gültigen Preis von 6,90 im Softcover, gebunden aber mit 13,00 teurer als die Bände der laufenden Reihe. Immerhin hat der Band auch keine Nummer der „Originalreihe“ erhalten und bleibt so ein Seitenband.
Kurzgeschichte aufgemotzt
Daher überkommt den Leser schnell das Gefühl, vom Verlag hinters Licht geführt worden zu sein, denn hier gibt es für denselben Preis eindeutig weniger Asterix-Vergnügen. Die Geschichte ist sprachlich an einigen Stellen amüsant, mehr nicht, für ein kleines Hörspiel durchaus geeignet, aber für einen gewohnten Asterix-Band viel zu wenig und daher enttäuschend in der Ausführung. Das Original wurde nicht erweitert oder ergänzt, sondern nur grafisch angepasst, vergrößert und auf 48 Seiten verteilt, und dabei fehlen vorne auch noch die gewohnten Seiten des „Vorspanns“ mit der Karte Frankreichs und der Vorstellung der Helden.
Wer hingegen dem Hörspiel eine Chance geben will, wird gezwungen, egal über welchen Dienst, noch einmal extra Geld dafür zu bezahlen, und der Weg dorthin erweist sich auch noch als sehr kompliziert und für altgediente Asterix-Liebhaber nicht zu bewältigen. Hätte man das Hörspiel dem Heft als CD mitgegeben, wäre die Wertigkeit des Albums vielleicht gegenüber den anderen Bänden gegeben gewesen. Natürlich kostet eine Hörbuchproduktion einiges, aber so wird der Asterix-Fan doch arg auf die Probe gestellt, und er hat das Gefühl, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt.
Wenig Asterix fürs übliche Geld
Die Geschichte an sich ist wegen ihrer Kürze recht dünn, man hätte ihr eine zweite gleichwertige „neue“ hinzufügen können oder eine CD mit Hörspiel hinzufügen können, um dem Band die gleiche Wertigkeit wie bei den normalen Bänden zu geben, was aber nicht geschehen ist. So macht man sich bei altgedienten und neuen Asterix-Fans keine Freunde, und man kann nur hoffen, dass mit einem folgenden Band der neuen Asterix-Macher diese Scharte wieder ausgewetzt werden kann. Die können nichts dafür, aber leider hat ihnen der Verlag dieses Ei ins Nest gelegt.
Fazit:
„Der goldene Hinkelstein“ ist eine nette kleine Geschichte, die leider nicht als Comic, sondern als gedrucktes Hörspiel erschienen ist, zwar noch aus der Feder der beiden Ur-Autoren, aber das wars dann auch schon. Die Umsetzung wirkt wie eine Mogelpackung und macht dem Asterix-Fan wenig Freude, zumal er für denselben Preis nur die Hälfte bekommt, und wenn er das Hörspiel herunterladen will (was auch einen längeren Weg dorthin bedeutet), muss er dafür noch einmal extra bezahlen. Mit dieser Ausgabe hat sich der Verlag in dieser „in dieser Form“ keinen Gefallen getan, und so wird man einen Folgeband mit Argusaugen betrachten. Hiermit werden selbst hartgesottene Fans auf eine harte Probe gestellt. Da hätte man mehr draus machen müssen, was auch die niedrige Gesamtpunktzahl begründet.
René Goscinny, Albert Uderzo, Egmont
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