Als ich so alt war
- Schwarzer Turm
- Erschienen: Juni 2022
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Zwei Leben
Happy New Year?
Silvester steht vor der Tür und Lilli Kintzmann freut sich auf einen bevorstehenden Auftritt mit ihrer Rockband „Pigeon Attack“. Eigentlich sollte ihr Freund bei dem wichtigen Gig im Publikum stehen, doch eine ausgeartete WG-Feier macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Zu tief ins Glas geschaut, versetzt er Lilli… per SMS. Will auf der Couch seines Kumpels pennen. Zutiefst enttäuscht zieht Lilli den Abend trotzdem souverän durch. Als ob sie etwas geahnt hätte, klingelt sie auf dem Heimweg bei Max, dem Freund von Johannes. Aber von Johannes keine Spur. Schon vor Stunden gegangen, angeblich zu Lillis Konzert. Auch am nächsten Tag bleibt er bei dieser Geschichte… Lilli lässt sich von ihm einwickeln. Als sie wegen ausbleibender Semestergebühren auch noch von der Uni fliegt, scheint es das neue Jahr gar nicht gut mit ihr zu meinen.
Rosalie, Lillis Großmutter, hat den Jahreswechsel bei ihrer Verwandtschaft verbracht. Bei Lillis Eltern. Seit ihr Gatte Siegmund vor zwölf Jahren verstarb, kommt die rüstige Dame nicht mehr viel unter Leute. Das möchte sie auch gar nicht und zieht es vor alleine zu bleiben. Rosalie lebt in der Vergangenheit, in glücklicheren Zeiten. Wieder daheim, erleidet sie einen Herzinfarkt. Ein Glück, dass ihr charmanter Nachbar Herr Türnau sie rechtzeitig fand. Eine Kur lehnt Rosalie aber trotz ärztlicher Empfehlung ab… und ebenso eine nähere Bekanntschaft mit dem Avancen machenden Herrn aus der Nachbarschaft. Allerdings soll Enkelin Lilli einmal die Woche zu Besuch kommen. Für Lilli eine Tortur, ist das Verhältnis zu ihrer Großmutter doch seit Jahren nicht das Beste.
Sich krampfhaft an eine zerstörerische Beziehung klammernd, weitestgehend pleite und regelmäßige Kaffeekränzchen mit Omi. Was kommt noch? Es mag überraschen, aber die beiden Frauen haben trotz großen Altersunterschieds Gemeinsamkeiten. Viel mehr noch, können sie voneinander lernen. Ja, das Leben kann ein Arschloch sein, aber manchmal gibt es auch. Und um etwas von ihm anzunehmen, ist es nie zu spät.
Fortsetzung folgte…
„Als ich so alt war“ wurde von der deutschen Comic-Künstlerin Katja Klengel als Fortsetzungscomic konzipiert. Über ein halbes Jahr hinweg erschienen 100 Folgen in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Als aufstrebende Comic-Zeichnerin eine wahre Herkules-Aufgabe, denn bei jeder Bilderfolge sitzt die Zeit gnadenlos im Nacken. Überraschend ist, dass die berührende Geschichte in gedruckter Form zuerst in Frankreich veröffentlicht wurde. 2018 erschien „Quand j'avais ton âge“ beim renommierten CASTERMAN Verlag. Schon für diese Ausgabe arrangierte Katja Klengel die quer angelegten Panels um, um diese für Comic-Seiten attraktiver zu gestalten. Einige wurden sogar modernisiert und ausgetauscht, damit sie zeitgemäßer sind. Unterschiede zwischen alten und neuen Zeichnungen lassen sich aber nicht ausmachen. Die deutsche Ausgabe von „Als ich so alt war“ ist als Softcover mit Klappenbroschur im Verlag SCHWARZER TURM erschienen.
„Als ich so alt war“ ist eines dieser Comic-Bücher, mit denen man eine gute Zeit verbringen kann. Eine positive Geschichte mitten aus dem Leben. Warmherzig, lebensbejahend und empathisch erzählt. Katja Klengel zeichnet mit markanten Outlines. Auf Farbe wurde gänzlich verzichtet, was bei einer Erstpublikation in Zeitungsform nicht ungewöhnlich ist. Es finden sich lediglich Grauabstufungen, die den Bildern mehr Tiefe geben. Bedenkt man den Zeitdruck, unter dem Katja Klengel für dieses enorme Projekt stand, ist ihre künstlerische Arbeit mehr als solide.
Fazit:
Lilli und Rosalie wachsen einander immer mehr ans Herz. Ganz so, wie es dieser Comic mit seinen Leserinnen und Lesern tun wird. Unaufgeregt erzählt, übersichtlich gezeichnet und garniert mit einem kleinen bisschen Kitsch. Aber ganz ehrlich, das tut auch mal gut… Drama kann das Leben schon genug.
Katja Klengel, Katja Klengel, Schwarzer Turm
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