Die Geschichte des Konzerthauses in Berlin in Comicform
Das Konzerthaus Berlin feiert im Jahr 2021 sein 200jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat der Intendant des Hauses einen Comicband über das ehemalige Schauspielhaus in Auftrag gegeben, das von Felix Pestemer gezeichnet und getextet wurde, mit weiteren Texten von Annette Zerpner und Jörg Zägel. So ist ein Band mit Geschichte und Geschichten um das heutige Konzerthaus entstanden, warum es gebaut wurde, welche Zeiten es mitgemacht hat und wie es heute genutzt wird – ein Rundumschlag des Berlins der letzten 200 Jahre.
Comic-Seiten und Einzelbilder
Nach einem Prolog, der den Dichter und Komponisten E.T.A. Hoffmann zeigt, der direkt gegenüber des damaligen Nationaltheaters seine Wohnung hatte und der 1817 dessen Brand ansehen musste, folgt direkt die Eröffnung des vom berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel gebauten Schauspielhauses. Bis 1871 folgen einige bedeutende Uraufführungen von Opern wie dem „Freischütz“, allerdings nicht in Comic-Form, sondern nur mit einemgezeichneten Bild und einem gegenüberliegenden kurzen Text.
Das Kapitel 1870-1890 zeigt in einem längeren Comic den Schriftsteller Theodor Fontane als gefürchteten Theaterkritiker. Bald folgen der Erste Weltkrieg und die Nazi-Zeit, hier vor allem 1933/34 mit Gustaf Gründgens als „Mephisto“ in Goethes „Faust“.
Das Highlight: Die Restaurierung nach dem Zweiten Weltkrieg
Die zweite Hälfte des Buches erzählt vom Wiederaufbau, dem Theater am Gendarmenmarkt in der DDR-Zeit und der Rekonstruierung als Konzerthaus mit der Neueröffnung 1984. Dieses Kapitel ist wohl das ausführlichste und interessanteste, hier zeigen die Zeichnungen viele Details der Restaurierung. Es folgen das berühmte Konzert nach dem Fall der Berliner Mauer mit Leonard Bernstein als Dirigent, der in Beethovens Neunter Sinfonie den Text „Freiheit schöner Götterfunken“ singen ließ, Konzerte für und mit Kindern und ein Blick auf das Corona-Jahr 2021.
Obwohl die Idee, dem Konzerthaus in Berlin zum 200jährigen Jubiläum einen Comicband zu schenken, eine sehr schöne ist, so muss man doch feststellen, dass der Comicanteil an „Alles bleibt anders“ eher gering ist. Es gibt recht wenige Handlungen, die auf mehreren Seiten als Comic dargestellt sind, es überwiegen die Einzelseiten mit Bildern, denen ein kommentierender Text gegenübergestellt wird. Diese Texte sind auch recht kurz und nehmen nur den Mittelteil der jeweiligen Seite ein und besetzen somit nur ein Drittel der Seite. Im sechsseitigen ausführlichen Anhang stehen noch Zusatzinformationen zu den jeweiligen Bildern, und man fragt sich als Leser unweigerlich, warum diese Texte nicht gleich neben den entsprechenden Bildern Platz gefunden haben.
Mehr wäre mehr gewesen
Die einzelnen Schlaglichter sind interessant gewählt, die Zeitsprünge aber groß und vielleicht hätte es noch das eine oder andere zusätzliche Highlight gegeben, das die Chronik vervollständigt hätte. So bleiben immerhin einige Schlaglichter, die ein Gebäude und seine Funktion im Wandel von 200 Jahren zeigen, dabei interessante historische Aspekte aufzeigen und manchen „Ah, so war das“-Effekt hervorrufen. Wer aber einen durchgängigen Comic erwartet, der wird wohl enttäuscht werden.
Fazit:
Die Zeichnungen und Illustrationen von Felix Pestemer sind teilweise recht detailreich, realistisch und nicht verfremdend, immer bemüht, der Aufgabe eines Jubiläumscomicbandes gerecht zu werden. Nicht nur Berlin-Freunde werden hier ein paar nette Anekdoten finden, auch theatergeschichtlich finden sich einige schöne Geschichten. Allerdings wäre hier mehr möglich gewesen.
Felix Pestemer, Felix Pestemer, Avant
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