Wenig aufregende Comic-Adaption des großen Klassikers
Wer hat den amerikanischen Geschäftsmann Mr. Ratchett ermordet? Während sich die Fahrgäste gedulden müssen, bis der Orient-Express endlich wieder freie Fahrt hat, beginnt der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot mit seinen Ermittlungen.
Ein Mord und jede Menge Verdächtige
Auch durch die neuen erfolgreichen Verfilmungen mit Kenneth Brannagh sind die großartigen Kriminalgeschichten von Agatha Christie immer wieder präsent. „Der Mord im Orient-Express“ ist bereits mehrmals verfilmt worden. Dies ist aber die erste Comic-Adaption eines Romans der britischen Autorin, die ich lese.
Düster und stimmungsvoll geht es auf den ersten Seiten los. Dann sind wir schon unterwegs auf den Gleisen mit dem überraschend voll besetzten Orient-Express. Der ist aber nach einiger Zeit den winterlichen Bedingungen nicht mehr gewachsen und bleibt in heftigen Schneeverwehungen stecken. Hier von der Außenwelt abgeschnitten, ereignet sich eines nachts der brutale Mord. Mit einem Dutzend Messerstiche wird der Amerikaner niedergestreckt. Der oder die Täter muss unter den Passagieren sein.
Wer die Romanvorlage - und Agatha Christie Krimis generell - kennt, der weiß, dass ein fein gesponnenes Figurengeflecht stets ein wichtiger Bestandteil der Geschichte ist. Poirot muss auch hier mit Feingefühl, Cleverness und guter Beobachtungsgabe, Lügen und falsche Alibis entlarven, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Und so steht die Vernehmungen der Reisegäste im Vordergrund.
Auf den gut 60 Seiten muss natürlich kompakt erzählt werden und so springen wir entsprechend schnell in den Dialogen, die sich auf das Wesentliche fokussieren. Dadurch kommen wir entsprechend zügig der Auflösung näher - anders als der Orient-Express - was aber zu Lasten einer sich langsam entfaltenden Spannung geht.
Die Zeichnungen von Chaiko können mich leider nicht durchweg überzeugen. Zwar versprühen vor allem die dunkleren Szenen auch durch akzentuiertes Farb- und Lichtspiel dezentes nostalgisches Krimi-Flair, doch ich vermisse mehr einnehmende Stimmung und mehr Atmosphäre durch opulentere Ausgestaltung der Schauplätze. Gerade der berüchtigte Orient-Express wird hier wenig spektakulär in Szene gesetzt und gerät detailarm – wie die trostlose Winterlandschaft. Bei der illustren Schar unterschiedlicher Charaktere gibt es immer mal wieder steife und überzogene Mimik. Bei aller Kritik, Hercule Poirot kann das wenig anhaben und er wird auch hier diesen kniffligen Mordfall lösen, denn ihm entgeht kein noch so unbedeutend scheinendes Detail.
Fazit:
Dank der bekannten Geschichte bleibt „Mord im Orient-Express“ zwar auch weiterhin unterhaltsam, aber am Ende steht hier eine doch wenig aufregend inszenierte Comic-Adaption des großen Agatha Christie Klassikers.
Agatha Christie, Benjamin von Eckartsberg, Chaiko, Carlsen
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