Text:   Zeichner: Sykvain Guinebaud

7 Detektive - 7. Nathan Else: Der Detektiv und der Tod

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Marcel Scharrenbroich
10101

Comic-Couch Rezension vonJan 2022

Story

Ein starkes und unvorhersehbares Finale. Der üppige Epilog ist das Sahnehäubchen (sozusagen der letzte Punkt für die volle Wertung) und rundet die Reihe perfekt ab.

Zeichnung

Tolle Dynamik und Panel-Gestaltung. Sylvain Guinebauds Zeichnungen konnten schon im „Miss Crumble“-Auftaktband überzeugen.

Das DICKE Ende

Die kleinen gelben Bücher

Wir schreiben das Jahr 1923. In London amüsiert sich der wohl bekannteste Detektiv der Welt über seine eigenen Abenteuer. Naja... zumindest das, was ein kreativer Schreiber daraus gemacht hat. Seit einiger Zeit werden die Fälle von Nathan Else und seines Kompagnons John Eaton nämlich in gedruckter Form vom Verlag Red Dawn in kleinen gelben Büchern veröffentlicht. Aktuell erschien der Abschlussband der Reihe und da hat es sich selbst Eaton nicht nehmen lassen, mal einen Blick zu riskieren. Der Inhalt entspricht jedoch gar nicht seinem Geschmack… und noch weniger der Wahrheit. Was hat sich dieser Dilettant nur dabei gedacht, solch einen literarischen Schwachsinn zu verzapfen? Fiktive Ungeheuer wie Frankenstein, Dracula oder die Mumie tauchen dort auf, und ein Szenario ist abenteuerlicher als das Andere. Als Krönung trägt dieses Machwerk noch den Namen „Der Tod des Nathan Else“! Was zum…?

Im Gegensatz zu Else kann Eaton gar nicht über den Quatsch lachen und ist höchstens darüber erleichtert, dass der Andrang von Lesern, die sich ihre Bücher von den Hauptakteuren signieren lassen wollen, nach diesem letzten Roman endlich ein Ende finden wird. Dass sich unter den vor dem Haus wartenden Leserinnen und Lesern aber nicht nur Fans befinden, muss Nathan Else bald schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Aus der Menge stürmt ein Mann auf ihn zu und sticht auf den Detektiv ein. Else erliegt noch vor Ort seinen schweren Verletzungen.

Sein Tod stürzt John Eaton in eine schwere Krise, doch ihre gemeinsamen Weggefährten, die neben Else wohl berühmtesten Detektive überhaupt, stehen dem alten Freund zur Seite. Die Geschichte, dass ein irrer Fan Nathan Else kaltblütig tötete, nur weil ihm ein erfundener Roman nicht gefiel, erscheint ihnen wenig glaubwürdig und als Motiv zu dünn. Und während sie beschließen, dem Red Dawn Verlag mal genauer auf die Finger zu schauen, schmiedet John Eaton seine ganz eigenen Rachepläne…

„Bedenken wir in allen Dingen stets das Ende.“

Dass dieser siebte Band den Abschluss der „7 Detektive“-Reihe darstellen würde, war lange bekannt und kommt nicht überraschend. Also sollte man meinen, dass Autor Herik Hanna das Finale bereits im Vorfeld sorgfältig geplant hatte. Dass es allerdings SO aussieht, wie es nun tatsächlich vorliegt, tja, DAS kam dann schon überraschend.

Hanna fügt nicht etwa alle losen Enden zusammen und lässt die bisherigen Ermittler Revue passieren, wie man es vielleicht erwartet hätte. Nein, er spielt mit dem Gedanken eines „Abschlussbandes“ herum und fügt eine Meta-Ebene ins Finale ein. So wird aus dem abschließenden Band, den wir in Händen halten, ein wichtiges Element innerhalb der Story. Passenderweise werden die gedruckten Abenteuer von Nathan Else in der Geschichte als „gelbe Bücher“ bezeichnet, während das letzte Album der Reihe ebenfalls diese Farbe trägt. Aus diesen „gelben Büchern“ werden an einigen Stellen im Comic sogar ganze Seiten als Fließtext abgedruckt. Hier wird ganz klar mit der Erwartungshaltung der Leserschaft gespielt. Und das auf sehr clevere Weise. Und so sagt John Eaton auf Seite 10 nicht umsonst: „Viele Leser setzen hohe Erwartungen in diesen letzten Band.“ Da rauschen mir ordentliche „Matrix Resurrections“-Vibes durch den Kopf, wo ebenfalls auf mehreren Ebenen mit einem Fortsetzungs-Szenario der erstaunlich frischen Art herumexperimentiert wurde… wohl aber eher zum Unmut des auf Massentauglich- und Generisch-gepolten Publikums.

Schon während der vorherigen sechs Alben gab es haufenweise Reminiszenzen und Verbeugungen vor einschlägig bekannten Detektiven und Hobby-Spürnasen. Es wurde gleich ganzen Krimi-Gattungen gehuldigt. Von Cozy über Whodunit bis zu Noir und Hard Boiled. „Der Detektiv und der Tod“ sieht sich nicht nur als Hommage an Sherlock Holmes und Dr. John Watson, was bereits der direkte Vorgänger offensichtlich durchblicken ließ, nein, er geht noch einen Schritt weiter.

„Der Detektiv und der Tod“ greift das fiktive und innerhalb der Geschichte belächelte letzte „gelbe Buch“ des fiktiven Red Dawn Verlags auf und lässt die uns bisher bekannten Detektive in ihren wohl aberwitzigsten Fall stolpern. Das bereitet die die Bühne für einige Überraschungen… und den wohl besten Epilog, den ich bislang in einem Comic gesehen habe.

Fazit:

Selbst für abgebrühte Krimi-Fans ein diebischer Spaß! Das Finale kommt anders als erwartet daher… was es in meinen Augen nur noch gelungener macht. Wenn mit bestimmten Erwartungen gespielt wird, darf man aber auch nicht enttäuscht sein, wenn diese nicht erfüllt werden. Umso schöner, wenn der Autor diese dann sogar noch toppt. Dafür ist ER schließlich der Autor, nicht wahr?

7 Detektive - 7. Nathan Else: Der Detektiv und der Tod

Herik Hanna, Sykvain Guinebaud, Splitter

7 Detektive - 7. Nathan Else: Der Detektiv und der Tod

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