Text:   Zeichner: Mara

7 Detektive - 6. John Eaton: Eaton in Love

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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonNov 2021

Story

Wir verlassen die Pfade der abgeschlossenen Fälle und bereiten uns auf den letzten Clou vor. Mal schauen, wie Herik Hanna das Ding zu (einem hoffentlich runden) Ende bringt.

Zeichnung

Weiche, entkräftigte Farben und ansehnliche Zeichnungen. Auch wenn der letzte Kick fehlt, sehr schön anzusehen.

Sidekick im Vordergrund

Quid pro quo, Doktor…

London im April 1919. Wir befinden uns in einem Gerichtssaal, in dem Doktor John Eaton gerade dabei ist, dem hohen Gericht seine fachkundige Meinung mitzuteilen. Der ehemalige Militär-Feldchirurg und anerkannte Allgemeinmediziner vertritt mit seiner Darlegung seinen guten Freund, der gesundheitlich verhindert ist. Und dabei handelt es sich um niemand geringeren als den größten Detektiv der Welt… Nein, nicht der. Der andere. Richtig… Nathan Else! Was? Noch nie von dem gehört? Dann wartet auf Band 7… Eaton ist jedenfalls dabei, seine Einschätzung zum Fall von Elizabeth Pumcake zum Besten zu geben. Eine mehrfache Mörderin, die ihre männlichen Kollegen der Ganoven-Zunft locker in die Tasche steckt und unberechenbare kriminelle Energie besitzt… mit ordentlichen Tendenzen zum Wahnsinn. Nach dem Prozess wird Pumcake in eine spezielle Einrichtung überführt, wo ihr das reichlich vorhandene Killer-Potential mit, nun ja… fragwürdigen und eher unkonventionellen Behandlungsmethoden ausgebläut werden soll.

Die Zeit vergeht und eigentlich dachte Eaton, dass er die Sache nach seiner Aussage zu den Akten legen kann. Eigentlich…, denn acht Monate später wird er von Doktor Charles Hawkins, einem behandelnden Arzt der psychiatrischen Klinik, aufgesucht. Elizabeth Pumcake verweigert jede Aussage und sabotiert damit ihre Behandlung. Sie verlangt einzig und allein mit John Eaton zu sprechen. Widerwillig erklärt sich dieser bereit, die Mörderin zu besuchen. Zudem trifft Eaton dort auf gleich mehrere alte Bekannte, die ihm allesamt die Pest an den Hals wünschen...

Über Bord geworfen

Startete die „7 Detektive“-Serie noch als Konzept-Reihe, bei der Autor Herik Hanna uns mit jedem Band einen neuen Ermittler präsentierte, schimmerte bereits zuvor durch, dass es hier und da Überschneidungen gab. Sei es durch namentliche Erwähnungen oder zuletzt sogar durch kleinere Gastauftritte. Mit „Eaton in Love“, dem sechsten und somit vorletzten Band, wird dieses Konzept allerdings endgültig gekippt. Wem der Name Elizabeth Pumcake direkt bekannt vorkam, darf aufhören zu rätseln. Ihren Fall löste die pensionierte Dorflehrerin Miss Crumble in „Das gestiefelte Monster“, dem Auftaktband der „7 Detektive“.

Autor Hanna beginnt nun also damit, die bislang losen Fäden miteinander zu verbinden, was meiner Meinung nach sehr gut gelingt. Er gibt nicht zu viel preis und kündigt uns den finalen Ermittler Nathan Else nur durch einen Cameo-Auftritt an, während sein treuer Sidekick John Eaton hier auf eigene Faust ans Werk geht. Die Holmes/Watson-Ähnlichkeit ist dabei freilich kein Zufall, da sich bislang alle Detektive an berühmten Genre-Kolleginnen und -Kollegen orientierten. Zusätzlich finden sich weitere Verweise in „Eaton in Love“. Beispielsweise eine dunkle Gestalt, die nachts in London für Schrecken sorgt und im typischen Jack the Ripper-Stil zu Werke geht. Dann das seltsame Verhältnis zwischen Eaton und Elizabeth Pumcake, was Erinnerungen an „Das Schweigen der Lämmer“ in getauschten Geschlechterrollen weckt.

„Eaton in Love“ fällt aber noch aus einem anderen Grund aus dem Rahmen. Und zwar haben wir diesmal kleinen klassischen Story-Verlauf, welcher die Geschichte am Ende mit der Klärung eines Falls abschließt. Vielmehr bereitet der sechste Band die Bühne für das große Finale vor. Dieser ist bereits im SPLITTER Verlag erschienen und ich bin unglaublich gespannt, ob Herik Hanna das hohe Niveau halten kann. Die Erwartungshaltung ist groß und der Reihe wäre nichts anderes zu wünschen, da sie sich kontinuierlich gesteigert hat und stets im oberen Wertungsbereich befand.

Der/die Nächste bitte…

Obligatorisch wurde das künstlerische Zepter auch für den sechsten Band weitergereicht. Diesmal landete es in den talentierten Händen der Zeichnerin Mara. Ich mag ihren kantigen und überzeichneten Stil. Der passt sehr gut zum Setting, was sich dann auch in der zurückhaltenden Kolorierung von Lou widerspiegelt. Allerdings sind mir die Farben und ihre Übergänge fast schon zu weich. In Sachen Zeichnungen und Farben hätte ich mir gern etwas mehr Mut gewünscht. Das gewisse Etwas, das den Stil noch hervorhebt. Ihn rauer und vielleicht ein bisschen dreckiger erscheinen lässt. Gepasst hätte es zu diesem düsteren Psycho-Spielchen allemal.

Fazit:

Ein gelungenes Vorspiel zum großen „7 Detektive“-Finale. Herik Hanna baut inhaltlich gekonnt Brücken und führt uns wieder zum Anfang der Reihe. Sollte der letzte Band entgegen allen Erwartungen nicht zünden, läge diese außergewöhnliche Krimi-Reihe mit ihren zahlreichen Genre-Reminiszenzen und sechs lesenswerten Alben noch immer weit über dem Durchschnitt.

7 Detektive - 6. John Eaton: Eaton in Love

Herik Hanna, Mara, Splitter

7 Detektive - 6. John Eaton: Eaton in Love

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