Fesselndes Seeabenteuer nach wahren Begebenheiten
Francisco Pelsaert wird zum Oberkaufmann und Leiter einer Mission der VOC - Hauptquartier der Niederländischen Ostindien-Kompanie - ernannt. Diese war zur damaligen Zeit weltweit mächtigste Handelsorganisation. Pelsaert wird an Bord der Jakarta noch vor Kapitän Ariaen Jakobs gestellt und mit allen erforderlichen Befugnissen ausgestattet sein, um der VOC höchsten Profit zu bescheren. Die Reise führt nach Indonesien und soll in Rekordzeit durchgeführt werden. An Bord, jede Menge Gold und Diamanten mit denen der Herrscher von Sumatra bestochen werden soll.
Warten auf die Meuterei
Wenn die zentralen Figuren der auf historischen Ereignissen beruhenden Geschichte eingeführt werden, ahnt man, dass wir bald nicht nur sprichwörtlich durch unruhiges Gewässer fahren werden. Die Zustände an Bord der Jakarta erweisen sich als nicht gerade komfortabel und sollen für reichlich Unmut sorgen. Der 300 Mann starken Besatzung stehen zwei Toiletten zur Verfügung. Ungeziefer und Krankheiten suchen die Männer heim. Auch der an Bord befindliche, eigensinnige Apotheker Jeronimus Cornelius soll diese nicht in den Griff bekommen. Lebensmittel- und Wasserknappheit machen den durchweg verschlagenen, zwielichtigen und kriminellen Gestalten zu schaffen.
Mittendrin die hübsche Lucretia Hans. Nach dem Verlust ihrer Kinder ist sie auf Anweisung ihres Ehemannes an Board. Als einzige Frau eine nicht gerade beruhigende Vorstellung. Währenddessen lassen es sich Pelsaert, der Apotheker und der Kapitän gut gehen, genießen mehr Luxus und speisen vor den Augen der immer stärker leidenden Crew. Um das Machgefüge auf der Jakarta aufrecht zu erhalten, werden drastische und skrupellose Maßnahmen ergriffen. Denn natürlich muss jegliche Begehrlichkeit nach der kostbaren Ware im Schiffsrumpf im Keim erstickt werden.
Ein unheilvolles Schicksal
Der üppig verzierte Einband lässt beinahe ehrfürchtig die Seiten aufblättern und weckt große Erwartungen. Die sollen dann auch nicht enttäuscht werden. Nach kurzer zeitgeschichtlicher Einordnung und Hintergründen zur Entstehung des Werkes, gehen wir schon bald an Bord. Die Bilder von Thimotheé Montaigne erschaffen mit kraftvollen Farben eine tolle maritime und intensive, dabei überwiegend düstere Atmosphäre. Schön ausgearbeitete Details und markante Figuren versetzten uns in eine raue Vergangenheit. Es gibt packende Momente auf hoher See, wenn die Unbarmherzigkeit der Natur zuschlägt. Die Skrupellosigkeit der VOC wird ihre Opfer fordern. Die sind auch Kalkül, denn ein Menschenleben ist im Ringen um mehr Einfluss und Reichtum wenig wert.
Wunderbar dicht gestalten sich die Momente, wenn in der fragilen Gemeinschaft vermeintliche Verbündete agieren und doch alle ihre eigenen Interessen verfolgen. Das Zusammenspiel der Figuren wird sehr geschickt entwickelt und Xavier Dorison hält manch unerwartete Wendung parat. Als es schon bald ums nackte Überleben geht, drohen die Machtgefüge außer Kontrolle zu geraten. Auf die stolze Jakarta und ihre Besatzung wartet ein unheilvolles Schicksal.
Fazit:
Xavier Dorison und Thimotheé Montaigne kreieren auf gut 130 Seiten ein großartiges und fesselndes Seeabenteuer, das die dramatischen Ereignisse um den Schiffbruch und die Meuterei der Batavia im Jahre 1629 aufgreift und neu erzählt. In Band 2 erfahren wir, wie es ausgehen wird. Der ist aber leider noch nicht angekündigt.
Xavier Dorison, Timothée Montaigne, Splitter
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