Howard the Duck – Ein tierischer Held

von Marcel Scharrenbroich (03.2023) / Titelbild: © Plaion Pictures

Gefangen in einer Welt, die er nie geschaffen hat. *

Von Duckworld nach F*ckworld

Oh Gott… ihr seid alle haarlose Affen. Das ist ja eine schreckliche Vorstellung.“ Stellt euch Howards Überraschung vor, als er den Stammbaum der Menschheit sieht. Ob die Evolution uns – abgesehen vom Haarverlust – jetzt wirklich weitergebracht hat, darf mit Blick in die Nachrichten jeder für sich entscheiden. Einig wären wir uns aber wohl darüber, dass wir alle ziemlich blöd aus der Wäsche gucken würden, wenn plötzlich eine 1,05m große sprechende Ente vor uns steht.

So geht es der jungen Musikerin Beverly Switzler (Lea Thompson), als sie eines Nachts nach einem Gig ihrer Band Cherry Bomb in einer Seitenstraße auf unseren kleinen Entenfreund trifft. Der weiß noch gar nicht, wie ihm geschieht, saß er doch gerade noch gemütlich im Sessel seines Single-Apartments und blätterte nach einem anstrengenden Tag in der Werbeagentur in einem Titt… Verzeihung, in einem Feder-Magazin, als ihn ein vermeintliches Erdbeben aus den feuchten Träumen knallte. Das Beben entpuppte sich jedoch als ziemlich lokales Phänomen und riss ihn samt Sessel in die Luft. Es ging immer höher hinaus und schleuderte ihn einmal quer durchs All, bevor er krachend auf der Erde, an einem mysteriösen Ort namens Cleveland, aufschlug. Noch völlig perplex, wird er nun Zeuge, wie Beverly von einer Gruppe Halbstarker bedrängt wird. Selbst für eine Gemüts-Ente wie Howard ist das zu viel. Für einen Meister des Quack Fu eine Fingerübung und die Angreifer sind in Flucht geschlagen. Beverly hat die Situation sichtlich überfordert, jedoch möchte sie ihren Retter nicht im kalten Regen von Cleveland versauern lassen. In ihrem Apartment findet der Neuankömmling ein Quartier für die Nacht und man lernt sich besser kennen.

Da Howard unbedingt wieder zurück auf seinen Planeten möchte und Beverly fest entschlossen ist, ihm zu helfen, suchen sie ihren Kumpel Phil Blumburtt (Tim Robbins) auf. Der arbeitet im Naturkundemuseum, verheimlichte Beverly jedoch, dass er nur Labor-Assistent in Ausbildung ist. Dafür kennt er reichlich schlaue Köpfe, die Howard eventuell helfen könnten… und vielleicht springt ja noch etwas Ruhm für ihn raus. Tatsächlich erweist sich Dr. Walter Jenning (Jeffrey Jones) als äußerst hilfreich. Er war leitender Wissenschaftler bei einem Experiment, bei dem ein Signal ins All geschickt wurde, und offenbar etwas zurückbrachte: Howard. Eine einzelne Feder schwebte in der Nacht, in der Howard in unmittelbarer Nähe in der Seitenstraße aufschlug, ins Labor.

Die schlauen Köpfe stecken selbige zusammen und kommen zu dem Schluss, dass es möglich sein könnte, eine Art Rückwärtsgang einzulegen, der Howard wieder in seine Welt katapultieren könnte. Klingt in der Theorie gut, erweist sich in der Praxis jedoch als fatal. Als Jenning erneut ein Signal in den Kosmos jagt, explodiert die Maschine. Den Doc hat es arg erwischt. Auch dieses Mal hat das Experiment etwas auf die Erde gezaubert. Allerdings keine Ente, sondern etwas viel, viel Düsteres. Eine finstere Macht ist angekommen… und sie wächst in Dr. Jenning.

Am Anfang war… Howard die Ente

Es gibt Filme, die zum Zeitpunkt ihrer Erstveröffentlichung vielleicht nicht den erwünschten Erfolg einfuhren, in unseren Herzen aber dennoch einen wichtigen Platz einnehmen. Oft verbunden mit Kindheitserinnerungen oder warmen Momenten, kann es uns deshalb egal sein, ob das damalige Kinopublikum ausblieb, die Fachpresse das Werk in der Luft zerriss oder man schmunzelnde Blicke erhält, wenn man sagt, dass man „Meine teuflischen Nachbarn“, „Die Goonies“ und „Die Nacht der Abenteuer“ für die besten Komödien und „Reise ins Labyrinth“ für ein Fantasy-Meisterwerk hält. „Blade Runner“, „Fight Club“ und „Donnie Darko“ waren finanzielle Flops, werden heute aber – mit Recht – als Kultfilme angesehen, die ihr jeweiliges Genre nicht nur bereicherten, sondern in weiten Teilen sogar revolutionierten. So weit würde ich im Fall von „Howard the Duck“ zwar nicht gehen, allerdings hat der Film einen kleinen Ehrenplatz in meiner ganz persönlichen Liste von Lieblingsfilmen… und das aus mehreren Gründen:

Zuerst wären da die bereits angesprochenen Kindheitserinnerungen. Für die Augen eines damals Siebenjährigen war das, was er da auf dem Bildschirm sah, einfach überwältigend. Die vielen zweideutigen Witze erschlossen sich zwar erst im Laufe der Zeit und auch das Entenkostüm erleuchtete mich nicht wirklich, aber das hohe Tempo, die abwechslungsreiche Action, Lea Thompson (ja, ich war erst sieben… aber nicht blind) und die fantastischen Spezialeffekte aus der Industrial Light & Magic-Schmiede von George Lucas brachten mich zum Schwärmen. Ein Feelgood-Abenteuer mit überraschend gruseligen Szenen, die in einem effektreichen Finale gipfeln, und flippige Hauptfiguren mit Sympathiefaktor. Dazu noch typische 80er-Sounds und ein episch-orchestraler Score vom fünffachen Oscar-Gewinner John Barry („Jenseits von Afrika“, „Der mit dem Wolf tanzt“). Außerdem war „Howard the Duck“ – warum auch immer – der allererste Film, der auf einer MARVEL-Comic-Vorlage basierte (auch wenn streng genommen der ein Jahr zuvor gestartete Barbaren-Klopper „Red Sonja“ mit Brigitte Nielsen und Arnold Schwarzenegger auf der 1973 von Roy Thomas geschriebenen Figur im MARVEL-Kosmos basiert und nicht auf der von Robert E. Howard erdachten Red Sonya, die schon 1934 in der Pulp-Geschichte „Horde aus dem Morgenland“ auftauchte). Also lange vor „Blade“ (1998), den „X-Men“ (2000), Sam Raimis „Spider-Man“ (2002) oder dem Start des MCU mit „Iron Man“ (2008). Schon überraschend, dass ausgerechnet ein Charakter jenseits der zweiten Reihe den Vortritt bekam, bedenkt man, dass das Haus der Ideen zugkräftige Aushängeschilder wie Spider-Man, den unglaublichen Hulk oder Captain America im Repertoire hatte.

Zu allen drei MARVEL-Helden gab es allerdings TV-Serien. „The Amazing Spider-Man“ mit Nicholas Hammond lief in den Staaten zwischen 1977 und 1979 und wurde bei uns in drei daraus zusammengeklöppelten Filmen verwurstet. „Captain America“ und dessen Fortsetzung „Captain America II: Death Too Soon“ entstanden 1979 fürs TV. In der Hauptrolle war der ehemalige Footballspieler und Boxer Reb Brown zu sehen. Nur der erste Film schaffte es in deutsche Videotheken, dafür gab es 1990 einen weiteren Cap-Film mit Matt Salinger, welcher hierzulande auch fürs Heimkino erhältlich ist. Am bekanntesten dürfte aber noch die langlebige Serie „Der unglaubliche Hulk“ sein, die es auf stolze 82 Folgen in fünf Staffeln und drei anschließende TV-Filme brachte. Die Hauptrolle teilten sich der bereits 1993 verstorbene Bill Bixby und Profi-Bodybuilder Lou Ferrigno, den man auch als „Herkules“ (1983), „Sindbad - Herr der sieben Meere“ (1989) oder als Nachbar des „King of Queens“ kannte.

Ein weiterer Grund, warum „Howard the Duck“ auch heute noch funktioniert, ist, dass er seiner Zeit eigentlich um ein paar Jährchen voraus war. Schaut man genau hin, wird man feststellen, dass der Flop von 1986 nach genau dem gleichen Schema aufgebaut ist, wie ein Großteil der MCU-Beiträge der letzten Jahre. Wo CGI-Käse wie „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ auch gleich auf die paar noch realen Darsteller hätte verzichten können, da 90% des Streifens animiert sind, hat man sich in leider längst vergangenen Zeiten noch redlich Mühe gegeben, Sets mit liebevollen Details möglichst authentisch erscheinen zu lassen. Das fällt bei „Howard the Duck“ gleich zu Beginn ins Auge, wenn die Kamera durch die Wohnung des Erpels schwenkt. Dort gibt es haufenweise Easter-Eggs (*zwinker, zwinker*) zu entdecken. Abwechslung wird hier generell großgeschrieben. Die Handlung befindet sich stets im Vorwärtsgang, ohne unnötig lange auf der Stelle zu treten. Bei manchen Sprüchen verdreht man heute vielleicht die Augen, klar, aber 1986 tickten die Uhren noch anders. Dafür wurden platte Gags nicht noch platter getreten, bis selbst beim letzten Gimpel die Jackpot-Leuchte im bezugsfertigen Oberstübchen bimmelte. Bestes Beispiel: „Peacemaker“. Eine aus mir unerfindlichen Gründen hochgelobte Serie, in der sich permanent angeschrien wird, während man minutenlang über Dünnschiss-Witze diskutiert und so gut wie kein Satz ohne Fäkalsprache auskommt. Dann wird kurz ein Schädel weggeschossen und es geht weiter im Text. Und jetzt stelle ich mir vor, wie James Gunn – Schöpfer der Serie – gerade versucht, einen epischen „Superman: Legacy“ zu Papier zu bringen. Bevor mir dabei eine Sicherung durchknallt, lieber wieder zurück zu „Howard the Duck“…

Das kleine Who-is-Who der 80er und 90er

Neben Howard, der hauptsächlich vom 1963 geborenen Debüt-Darsteller Ed Gale („Spaceballs“, „O Brother, Where Art Thou?“ und in mehreren Filmen der „Chucky“-Reihe zu sehen) verkörpert wurde, sind es vor allem die drei Hauptfiguren, die diesen Film so sehenswert machen. Allen voran Lea Thompson, die als herzensgute Beverly Switzler sofort alle Sympathien auf sich zieht. Ihren Kino-Einstand gab sie 1983 mit 22 Jahren in „Der weiße Hai 3-D“. Ein Jahr darauf spielte sie neben Patrick Swayze, Charlie Sheen und Jennifer Grey im ehemals indizierten Action-Film „Die rote Flut“ von John Milius, doch einem größeren Publikum wurde sie hauptsächlich 1985 durch ihre Rolle als Martys Mom Lorraine Baines (später Baines McFly) in „Zurück in die Zukunft“ bekannt. 1987 folgte noch der von Komödien-Spezialist John Hughes geschriebene und produzierte „Ist sie nicht wunderbar?“, wo sie ihren späteren Gatten kennenlernte. Nach den beiden „Zurück in die Zukunft“-Fortsetzungen (1989 und 1990) folgten hauptsächlich kleinere Rollen und eine Karriere in Serien und TV-Filmen. Allerdings ist Lea Thompson dort bis heute aktiv und führt gelegentlich sogar Regie. Zuletzt bei mehreren Episoden der Comic-Umsetzung „Stargirl“ und der „Star Trek“-Serie „Picard“. Außerdem ist sie gern gesehener Gast auf Conventions. Erfreulicherweise hegt sie – im Gegensatz zum Produzenten – keinen Groll gegen das damalige Kassengift und denkt gerne an diese Zeit zurück. Tatsächlich hat Lea Thompson sogar Interesse bekundet, Howard einen weiteren Kino-Auftritt zu bescheren. Sie würde sogar selber gern Regie führen. Ob dieser Vorschlag im MARVEL-Headquarter beim Pitch auf Gegenliebe stieß, darf angezweifelt werden, aber man kann ja nie wissen… dort hielt man ja auch einen Auftritt von M.O.D.O.K. für eine gute Idee.

Tim Robbins, der zuvor meist in TV-Serien auftrat und 1986 eine kleine Rolle im Kino-Hit „Top Gun“ hatte, machte sich spätestens 1990 mit dem verstörenden Psycho-Thriller „Jacob’s Ladder - In der Gewalt des Jenseits“ einen Namen als ernstzunehmender Schauspieler. Zwar schwor er den Komödien danach nicht gänzlich ab, aber es sind definitiv die ernsten Rollen, mit denen Robbins im Gedächtnis bleibt. „Die Verurteilten“ (1994) von Frank Darabont (basierend auf einer Geschichte von Stephen King), in dem er sich mit Morgan Freeman die Hauptrolle teilt, gilt unter Kritikern und anhand von Publikumsbewertungen bis heute als bester Film aller Zeiten. Eigentlich unfassbar, dass das Werk 1995 bei sieben Oscar-Nominierungen komplett leer ausging. 1995 führte Robbins Regie beim Drama „Dead Man Walking“ mit Sean Penn. Auch diese Arbeit brachte ihm eine Oscar-Nominierung für die beste Regie ein. Mit Penn arbeitete 2003 erneut zusammen. Das grandiose Thriller-Drama „Mystic River“ inszenierte Hollywood-Legende Clint Eastwood. Robbins (Nebenrolle) und Penn (Hauptrolle) erhielten für ihre Leistungen den Oscar. Weitere Highlights in seinem Schaffen sind für mich der nervenzerfetzende Psychothriller „Arlington Road“ (1999) und der unterschätzte Tech-Thriller „Startup“ (2001).

In der Rolle des Dr. Walter Jenning sehen wir einen sehr spielfreudigen Jeffrey Jones, der mit zunehmender Laufzeit nicht nur mehr und mehr Zeit in der Maske verbrachte, sondern auch von Minute zu Minute wahnsinniger aufspielt. Seit 1970 aktiv, ist es vor allem dem Oscar-Abräumer „Amadeus“ (1984) von Miloš Forman zu verdanken, dass man Jones fortan immer häufiger auf der großen Leinwand zu sehen bekam. Vornehmlich als Antagonist oder Nebendarsteller, ist Jones aber in jeder Rolle eine Bereicherung. So war er in „Ferris macht blau“ (1986), „Beetlejuice“ (1988), „Genie und Schnauze“ (1988), „Wer ist Harry Crumb?“ (1989) mit dem unvergessenen John Candy, „Jagd auf Roter Oktober“ (1990), „Ed Wood“ (1994), „Im Auftrag des Teufels“ (1997), „Ravenous“ (1999), „Sleepy Hollow“ mit Johnny Depp und Christina Ricci oder auch der Familienkomödie „Stuart Little“ (1999) zu sehen. Erst 2019 hatte er einen Part in „Deadwood“, dem Film zur preisgekrönten Western-Serie mit Timothy Olyphant.

Als deutsche Stimme von Howard ist übrigens Santiago Ziesmer zu hören (im US-Original Theater- und TV-Darsteller Chip Zien), den die jüngeren wohl am ehesten als „SpongeBob Schwammkopf“ kennen. Ältere Semester kennen Ziesmers markante Stimme vielleicht aus „The Big Lebowski“, „Con Air“, „Armageddon“ oder „Boardwalk Empire“, denn er ist Stammsprecher von Charakter-Ikone Steve Buscemi. Außerdem synchronisierte er Matthew Broderick im Teenie-Hit „Ferris macht blau“, Anthony Michael Hall in „Breakfast Club - Der Frühstücksclub“ und „L.I.S.A. - Der helle Wahnsinn“ sowie den Pfefferkuchenmann in den „Shrek“-Filmen und Ferkel in zahlreichen Abenteuern von „Winnie Puuh“ und seinen Freunden.

Doch nicht nur vor der Kamera gaben sich bekannte Film- und TV-Gesichter die Klinke in die Hand. Ideengeber war ein Filmemacher, der 1971 mit „THX 1138“ einen Achtungserfolg und 1973 mit „American Graffiti“ einen Überraschungs-Hit ablieferte. Mit einer gewissen Sternen-Saga machte er sich ab 1977 allerdings unsterblich…

Hau den Lucas

Das Leinwanddebüt des vorlauten Teichhopsers Howard hatte der „Star Wars“-Schöpfer sich freilich anders vorgestellt: George Lucas, Produzent des Streifens, und der Regisseur Willard Huyck kannten sich bereits von ihrer gemeinsamen Zeit an der School of Cinematic Arts. Da Lucas ein Fan der von Steve Gerber (1947 – 2008) geschaffenen Figur war, die ihr Debüt 1970 im MARVEL-Comic „Adventure into Fear“ #19 an der Seite von Man-Thing gab, war er Stein des Anstoßes und brachte das Vorhaben, eine sprechende Ente auf die große Leinwand zu bringen, erst ins Rollen. Zuerst war angedacht, den Erpel mit dem losen Mundwerk in einen Animationsfilm zu packen, doch dies erschien zu zeit- und geldaufwendig. Huyck schrieb gemeinsam mit seiner Gattin Gloria Katz (1942 – 2018) das Drehbuch, entfernte sich dabei aber sehr von der Comic-Vorlage. Diese besticht eher durch eine Noir-Atmosphäre und strotzt nur so von bissiger Satire, was Howard eher an einen entfernten Verwandten von Deadpool erinnern lässt. Heute würde man den Filmtitel womöglich im gleichen Atemzug wie das Wort „cheesy“ nennen, und das könnte man nicht mal übelnehmen. Zum Kinostart eckte das Werk aber an, wo es nur ging. Sexuelle Anspielungen am Fließband und doch die eine oder andere verstörende Szene, weshalb der Erpel auf der deutschen Videokassette einige Federn lassen musste, um die grüne FSK 12-Plakette zu erhalten. Ungekürzte TV-Ausstrahlungen korrigierten diese Schnapsidee wieder, bevor KOCH MEDIA „Howard the Duck - Ein tierischer Held“ im Oktober 2007 als weltweite DVD-Premiere fürs Heimkino auf den Markt warf… natürlich ungeschnitten und mit frischer FSK 16-Einstufung, die auch heute noch Bestand hat.

Die rund 37 Millionen Dollar teure Produktion überstieg ihr angedachtes Budget bei Weitem und konnte letztendlich nicht mal ihre Kosten wieder einspielen. Schade, denn eigentlich wollte George Lucas mit dem angestrebten Gewinn die Ausgaben für den Bau seiner Skywalker Ranch wieder reinholen, was kräftig in die Hose ging. 50 Milliönchen steckte er in das Anwesen und sah sich anschließend gezwungen, seine noch recht junge CGI-Abteilung abzutreten. Die ILM-angehörige Lucasfilm Graphics Groups erwarb niemand Geringeres als Steve Jobs (1955 – 2011). Heute kennt man diese ehemals kleine Klitsche mit großen Ambitionen unter dem Namen Pixar, die 1995 mit „Toy Story“ den animierten Film revolutionierten. Geschadet hat es George Lucas nicht, denn uns ist wohl allen bekannt, dass er seit dem Abtritt seines „Star Wars“-Universums an Disney keineswegs am Hungertuch nagt. Für Regisseur Willard Huyck endete das „Howard“-Desaster nicht ganz so glücklich. Er führte danach nie wieder bei einem Film Regie.

Das Gelbe vom Ei

In die vorzeitige Rente hat das Kino-Debakel Howard selbst dann aber doch nicht geschickt. Ganz im Gegenteil! Seine letzte eigene Comic-Serie endete erst Ende 2016. PANINI fasste Volume 5 (5 US-Hefte) und Volume 6 (11 US-Hefte) zusammen und spendierte „Howard the Duck“ die drei Paperbacks „Ein Erpel für alle Fälle“, „Im Weltraum hört dich niemand quaken“ und „Sein schwerster Fall“. Diesem Triple folgte 2017 noch das Crossover „Deadpool the Duck - Der Söldner mit dem großen Schnabel“, welches die komplette US-Mini-Serie beinhaltet und inhaltlich selbsterklärend sein dürfte. Da der Charakter 2023 sein 50-jähriges Jubiläum feiert (wie alt werden eigentlich Enten...?), lässt MARVEL es sich nicht nehmen, seine unterschiedlichen Heft-Cover mit einem Variant-Motiv des kleinen Kerls zu schmücken. Darunter die US-Reihen „Avengers Forever“, „Cosmic Ghost Rider“, „Mary Jane & Black Cat“ und „Warlock: Rebirth“.

Fleißigen MCU-Guckern wird nicht entgangen sein, dass ein modernisierter (und animierter) Howard, der optisch deutlich näher an seinem Comic-Pendant ist, im 2014 veröffentlichten Sci-Fi-Spaß „Guardians of the Galaxy“ einen Kurzauftritt in der Credit-Scene hatte. In der Fortsetzung von 2017 war er ebenfalls zugegen. Damit aber nicht genug, denn im starken Phase 3-Showdown „Avengers: Endgame“ stürmte er gemeinsam mit seinen zahlreichen Mitstreitern in Richtung Thanos… allerdings brauchte man ein sehr gutes Auge, um ihn in dem Helden-Getümmel ausfindig zu machen. In der oft gelobten Animationsserie „What If…?“ auf DISNEY+ greift Howard in der zweiten Folge, „Was wäre, wenn T’Challa zu Star Lord geworden wäre?“ ebenfalls aktiv (und mit einer Sprechrolle) ins Geschehen ein. Ein klarer Verweis auf seinen „Guardians of the Galaxy“-Cameo.

Ob und wann es ein Wiedersehen mit Howard geben wird, steht noch in den Sternen. Auch wenn vorprogrammiert ist, dass die Figur polarisieren würde, wäre es interessant, wie der watschelnde Zyniker sich mit ordentlich Gewicht auf den Schultern ins aktuell schwächelnde MCU einfügen könnte. Meinen Segen hätte er jedenfalls. Wem unsicheres Warten nicht geheuer ist, kann sich den filmischen Erstauftritt von „Howard the Duck“ jetzt noch mal in farbenfroher 4K-Auflösung zu Gemüte führen… und vielleicht sogar ein erstes Mal für sich entdecken. PLAION PICTURES hat den Film nämlich jüngst in einem schönen Mediabook in die Läden gebracht.

Neuer Glanz

Farbenfroh ist auch schon das Stichwort. Die Farben blühen im Vergleich zu vorherigen Veröffentlichungen regelrecht auf. Das gilt schon für die neue Blu-ray, die der alten Veröffentlichung von 2013 haushoch überlegen ist, und erst recht für die UHD. Überraschend ist, dass das 2021 von UNIVERSAL neu abgetastete 4K-Remaster deutlich mehr Bildinhalt bietet. Dagegen wirkt die Blu-ray-Erstauflage wie rangezoomt. Allein deshalb lohnt sich für Fans des Films eine Neuanschaffung, auch wenn passendes 4K-Equipment (noch?) nicht zur Verfügung stehen sollte. Ist man allerdings voll ausgestattet, bietet die ultra-hochauflösende Version ein stets stimmiges Bild und macht es lebendiger. Speziell in Szenen mit Spezialeffekten kann die UHD so richtig punkten. Grell leuchtende Blitze, farbintensive Explosionen, hier bekommt man für einen 80er-Streifen ein durchaus gelungenes Gesamtpaket geboten.

Zum altbekannten Bonusmaterial, bestehend aus mehreren Featurettes, Trailern und einer Bildergalerie mit seltenem Werbematerial, gesellen sich nun noch Interviews mit Lea Thompson, Tim Robbins, Jeffrey Jones, Musikproduzent Thomas Dolby (die Songs im Film singt übrigens wirklich Lea Thompson!), Regisseur Willard Huyck und Produzentin Gloria Katz, was zusätzliche 48 Minuten an Bonus ausmacht. Der Buchteil des Mediabooks stammt von Christoph N. Kellerbach, liefert umfangreiche Informationen über die Produktion und erklärt, warum die Faszination noch heute anhält.

Das Frontmotiv zierte bereits Limited-Edition-Steelbooks in England und den USA. Auf den ersten Blick ist das Artwork, dessen Künstler leider weder auf der deutschen noch auf den internationalen Veröffentlichungen genannt wird, noch recht gewöhnungsbedürftig. Lässt man beim Anblick aber den Film innerlich noch mal Revue passieren, passt das quietschige Design schon wieder recht gut. Besonders gelungen ist die schimmernde Oberfläche des Mediabooks. Ein schöner Glanz-Effekt, der sich ebenfalls auf der Rückseite fortsetzt. Qualitativ gibt es da nichts zu beanstanden. Und an die unkonventionelle Größe der PLAION-Mediabooks sollten sich mittlerweile auch alle Nörgler gewöhnt haben.

Fazit

Es hagelte Goldene Himbeeren und wenig Applaus. Zu Unrecht! Nicht umsonst hat der kleine Scheißer mit der etwas steifen Mimik noch heute, 37 Jahre nach seinem Aufprall in Cleveland, seine treue Fangemeinde. An den 26. Film des Marvel Cinematic Universe erinnert sich schon jetzt kein Bürzel mehr (kleiner Tipp: es waren die verdammten „Eternals“), aber an „Howard“, an den erinnert man sich… egal aus welchen Gründen. Ich erinnere mich jedenfalls gern an ihn und werde zur Feier des Tages erstmal ein Ei ausbrüten gehen.

 

* „Trapped in a world he never made!“ war die Tagline über dem „Howard the Duck“-Schriftzug der Comics, die zwischen 1976 und 1986 in 33 Ausgaben von der MARVEL COMICS GROUP veröffentlicht wurden. Anspielung auf den Satz „I, a stranger and afraid In a world I never made.“ aus „Last Poems“ des englischen Dichters A. E. Housman (1859 – 1936).

Wertung: 8

Bilder: © Plaion Pictures
Comic-Cover: © Panini

 

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